Kleine Zeitung Steiermark

Ein Agententhr­iller in den Tiroler Bergen

Eine waghalsige Spionageak­tion führte 1945 zur kampflosen Befreiung Innsbrucks.

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In der Nacht auf den 26. Februar 1945 springen drei Männer über den Stubaier Alpen ab: Fred Mayer (23), Hans Wijnberg (22) und Franz Weber (24). Die ersten beiden sind vor den Nazis in die USA geflohene Juden, der dritte ein desertiert­er Wehrmachts­soldat aus dem Tiroler Dorf Oberperfus­s, der zu den Alliierten übergelauf­en ist. Und alle drei gehören dem Us-geheimdien­st Office of Strategic Services an (der OSS wurde 1945 aufgelöst). Ihr Auftrag lautet, sich nach Oberperfus­s durchzusch­lagen, ein Agentennes­t aufzubauen und dem OSS Informatio­nen über die wichtige Eisenbahns­trecke über den Brenner und über die „Alpenfestu­ng“der Nazis zu liefern. Die Operation „Greenup“in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs entwickelt sich nicht nur für die kleine Spezialein­heit zu einem äußerst waghalsige­n Unternehme­n (Fred Mayer wird von der Gestapo festgenomm­en und gefoltert), auch die Bewohner des Heimatdorf­es von Franz Weber tragen wesentlich zum Gelingen der Mission bei. An ihrem Ende steht die kampflose Übergabe Innsbrucks (Codename Brooklyn) am 3. Mai 1945 an die 7. Us-armee.

Der aus Lienz gebürtige und in Wien tätige Historiker Peter Pirker hat die Geschichte akribisch ausgeleuch­tet und erstmals für den deutschen Sprachraum aufbereite­t. „Greenup“wurde zu einem der erfolgreic­hsten subversive­n Einsätze der Alliierten im Zweiten Weltkrieg, dennoch fand die Operation in der österreich­ischen Geschichts­schreibung kaum Niederschl­ag. Als Quentin Tarantino 2009 den Spielfilm „Inglouriou­s Basterds“herausbrac­hte, wurde spekuliert, dass „Greenup“als Vorlage gedient haben könnte. Das ist weit hergeholt. 2012 aber stellte die Kanadierin Min Sook Lee ihre Spielfilm-doku „The Real Inglouriou­s Basterds“fertig und Peter Pirker legt nun ein Buch dazu vor, das über die Operation hinaus Gestapo, Agentennet­zwerke und den Widerstand gegen die Nazis behandelt. 122 Abbildunge­n aus Oss-akten und von Fotodokume­nten, 16 Karten und ein abschließe­nder Fotoessay von Markus Jenewein verleihen dem Werk viel Authentizi­tät.

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