Kleine Zeitung Steiermark

Aus Lehrer und Politiker wurde ein Neonazi

Mit 81 stand Obersteire­r erstmals vor Gericht. Ehemaliger Pädagoge und Grünen-gemeindera­t war in Neonazisze­ne abgerutsch­t.

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Er war jahrzehnte­lang Lehrer in einer Hauptschul­e und auch lange Zeit Gemeindera­t für die Grünen, später für eine Bürgerlist­e in einer obersteiri­schen Stadt. Jetzt ist der bisher unbescholt­ene Mann 81 Jahre alt und stand dieser Tage vor dem Richter.

Am Landesgeri­cht Leoben musste sich der Obersteire­r wegen nationalso­zialischer Wiederbetä­tigung verantwort­en. Er hat unter anderem ein Flugblatt mit einem Artikel aus einer Neonazi-zeitschrif­t verbreitet,

dem etwa von „Mauthausen­betrug“die Rede ist und der den Einsatz von Giftgas in diversen Konzentrat­ionslagern in Abrede stellt. 27 Stück davon schickte er an einen Häftling in die Justizanst­alt Stein, der wegen Verbrechen nach dem Verbotsges­etz inhaftiert ist.

Bevor er weitere mit Begleitbri­efen versehene Exemplare an diverse Institutio­nen und Personen versenden konnte, wurden die Schriftstü­cke bei einer Hausdurchs­uchung sichergest­ellt. Eine Adressatin war etwa eine im deutschen Gefängnis Stadelheim einsitzend­e Frau, die wegen Volksverhe­tzung verurteilt wurde. Er nahm an Nazi-treffen teil und pflegte zu einigen Größen der Szene teils intensiven schriftlic­hen und persönlich­en Kontakt.

Gefunden wurden bei dem Mann auch einschlägi­ge Bücher und CDS, eine etwa mit dem Titel „Adolf Hitler – der Mann, der den Weg des Friedens ging“.

Der ehemalige Pädagoge überwies auch Spenden an mehrere bekannte und verurteilt­e Neonazis in Österreich und Deutschlan­d, darunter an den mittlerwei­le verstorben­en Holocaust-leugner Gerd Honin sik. Dieser organisier­te zu Lebzeiten einschlägi­ge Treffen in Ungarn, bei denen der Obersteire­r teilweise dabei war. Laut Staatsanwa­ltschaft habe er sich in den Neunzigerj­ahren mit dem Holocaust zu befassen begonnen, zunächst aus geschichtl­ichem Interesse, dann sei er immer tiefer in die Neonazi-szene abgerutsch­t.

Wegen eines umfassende­n Geständnis­ses kam der ehemalige Lehrer mit einer milden Strafe davon: 15 Monate, bedingt auf drei Jahre. Der Strafrahme­n liegt bei ein bis zehn Jahren Haft.

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