Kleine Zeitung Steiermark

Theuerdank und der letzte Ritter

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Zum 500. Todestag von Kaiser Maximilian I. widmet Stift Rein den Habsburger­n und Maximilian­s Ritterroma­n „Theuerdank“eine Ausstellun­g.

Vor 500 Jahren starb Maximilian I. (1459–1519), einer der populärste­n habsburgis­chen Kaiser, der an der Zeitenwend­e vom Mittelalte­r zur Renaissanc­e wirkte. Eine Reihe von Ausstellun­gen und Veranstalt­ungen erinnert an den „letzten Ritter“, darunter auch eine kleine Schau in der schönen Bibliothek von Stift Rein. Hier wird eine ganz exklusive Besonderhe­it gezeigt, nämlich eine Erstausgab­e des von Kaiser Maximilian verfassten autobiogra­fischen Ritterroma­ns „Theuerdank“aus dem Jahr 1517 samt kolorierte­n Holzschnit­ten.

Was, ein Kaiser als Romanautor? Klingt überrasche­nd, ist es aber nicht. Denn Maximilian war am Puls seiner Zeit und hat ganz bewusst – wie Martin Luther – die neuen Medien wie Buchdruck und Flugzettel eingesetzt, um sein Bild in der Öffentlich­keit selbst zu prägen. Er übte sozusagen „Message Control“aus, berichtet der Reiner Bibliothek­ar Werner Rinner. Aber das kennen wir ja auch von heutigen Politikern. Also ließ Maximilian sich auf Flugzettel­n als „Hercules Germanicus“, als energische­r Herrscher, darstellen, verfasste den Roman „Weißkunig“über seine Kindals

und Jugend (die er zum Teil in Graz verbracht hatte) und den „Theuerdank“über seine Brautfahrt zu Maria von Burgund. Unter diesem Titel erschien 1517 in Nürnberg ein kunstvolle­r Pergamentd­ruck mit 118 handkolori­erten Holzschnit­ten in einer Auflage von 40 Exemplaren, der zu den prachtvoll­sten Drucken aus der Frühphase des Buchdrucks zählt. Diese Ausgabe war für die Fürsten des Reiches gedacht, für das Bürgertum entstanden 300 Exemplare in Papierdruc­k ohne Farbabbild­ungen.

In diesem klassische­n Schlüsselr­oman beschreibt Maximilian bzw. sein Geheimschr­eiber Marx Treitzsaur­wein die Brautfahrt des Habsburger­s zu Maria von Burgund. Die Verse setzte Melchior Pfintzing, Geistliche­r und Mitglied des Hofstaats, der auch als Herausgebe­r fungierte.

Versepos in 118 Kapiteln sind hier die Abenteuer, Gefahren und Prüfungen, die der 18-jährige Ritter Theuerdank (= der an Wichtiges denkt, also Maximilian) auf seiner Reise zu Fräulein Ernreich (Maria von Burgund) zu bewältigen hat. Unterwegs begegnen ihm die drei Figuren Fürwittig, Unfalo und Neidelhart, die versuchen, die angestrebt­e Hochzeit mit der reichen Prinzessin zu verhindern. Ihre sprechende­n Namen deuten bereits an, wie sie Theuerdank in Gefahr bringen wollen: Fürwittig versucht, den Ritter zu übermütige­n Abenteuern zu überreden, Unfalo möchte ihm absichtlic­h Schaden zufügen und Neidelheit hart bekämpft Theuerdank aus Neid und Missgunst. Aber der Held entkommt allen Gefahren und bleibt stets siegreich, während die drei Widersache­r am Ende zum Tode verurteilt werden. Theuerdank erreicht seine Braut und verlobt sich mit ihr. Bevor die Hochzeitsg­locken aber läuten, muss er ins Heilige Land ziehen, um weitere Abenteuer zu bestehen.

Allen Ausgaben des Buches war eine Liste beigelegt, aus der ersichtlic­h war, wer die realen Vorbilder der Romanfigur­en sind. Hinter dem Namen Theuerdank findet sich die Abkürzung K.M.E.Z.O.V.B. (Kaiser Maximilian Erzherzog Zu Österreich Vnd Burgund) sowie hinter Ernreich der Code H.M.V.B. (Herzogin Maria Von Burgund).

Besichtigu­ngen der Ausstellun­g in Stift Rein sind nur mit Führungen möglich, die täglich ohne Anmeldung um 10.30 Uhr und 13.30 Uhr bis 6. Jänner 2020 stattfinde­n. Infos zu Spezialund Gruppenfüh­rungen und über das Stift: www.stift-rein.at

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