„Ich muss nicht mehr schön sein“
Vor drei Jahren hat sich nach einem Säureangriff das Leben von Vanessa Münstermann (30) schlagartig geändert. In einem Interview spricht sie über ihr Leben mit ihrem neuen Gesicht.
mehr den Druck, schön sein zu müssen. Und das befreit einen natürlich auch innerlich. Etwas hat sich gelöst, sodass auch die Minderwertigkeitskomplexe abgefallen sind – und die Depressionen. untergehen, wenn ich meinen Partner nicht hätte. Es gibt aber auch Tage, wo ich sage, so nicht mit mir! Mit Opfer muss jetzt Schluss sein! Es gibt natürlich auch Betroffene, die wollen Opfer sein. Die fühlen sich in dieser Rolle sehr wohl, und es gibt welche, die das nicht wollen. Letztendlich ist es nur ein Wort. Inwieweit man sich emotional selber fesselt, ist jedem selbst überlassen. Natürlich bekomme ich auch Shitstorms und mir wird geraten, mir Haare über mein Gesicht wachsen zu lassen. Oder Aussagen wie „Wie kann man so eine hässliche Fresse lieben?“. Da muss man sich einfach abgrenzen. Man darf sich nicht kleinmachen. Es kann mich nicht jeder lieben. Da geht es auch um die Art und Weise, wie ich bin. Entweder liebt man oder hasst man mich. Es gibt Tage, wo ich fast daran verzweifle. Wenn ich Kommentare lese und mich frage, was habe ich diesen Menschen getan? Jemand, der direkt vor mir stand, hat mir noch nie ins Gesicht gespuckt und gesagt: „Boah, du bist hässlich.“Sie verstecken sich alle hinter einem Profil. Das ist natürlich leicht.