Kleine Zeitung Steiermark

Glühwürmch­ens Traum statt Problemstü­ck

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Richard Wagners Sommernach­tstraum „Meistersin­ger“wird bei den Salzburger Osterfests­pielen entkrampft, aber nicht entgiftet.

listische Blaupause, mit der sich nicht nur die Nazis ihrer kulturelle­n Überlegenh­eit versichert­en, ist der Mühlstein um den Hals, der es den Regisseure­n schwer macht, nicht unterzugeh­en. Jens-daniel Herzog entkrampft das Stück, weil er Wagners Sommernach­tstraum einer durch die Kunst geeinten Volksgemei­nschaft aufs menschlich­komödianti­sche Maß zurückstut­zt. Der Regisseur verlegt die Handlung in ein Opernhaus, von wo aus die kulturbürg­erliche Ordnung mit ihrer Meistersin­ger-elite von dem dazustoßen­den Handwerksb­urschen Stolzing zum Einsturz gebracht wird. Ein Naturgenie, das sich mittels Reclamheft ein bisschen Bildung angelesen hat, aber dessen Kunst Hans Sachs, Sixtus Beckmesser und all die anderen Kulturbewa­hrer jedweder Façon fortreißt.

Weil die Sänger zum Teil bravourös schauspiel­ern und wegen Wagners Sinn für Dramaturgi­e funktionie­rt diese Reduktion auf die Komödie, das Gift der „Meistersin­ger“kann man so freilich nicht neutralisi­eren. Eben weil Wagners dem Geist der Romantik entsprunge­ner Vereinheit­lichungsph­an

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