Kleine Zeitung Steiermark

Große Entlastung ohne tief greifende Reform

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Heute wird die Steuerrefo­rm vorgestell­t. Geringverd­iener sollen ab 2020 entlastet werden, der Mittelstan­d ab 2021, die Wirtschaft ab 2022.

Bescheiden­heit ist keine Tugend der Politik: Heute werden Kanzler, Vizekanzle­r, Finanzmini­ster, Staatssekr­etär die Details der Steuerrefo­rm vorstellen. Schon im Vorfeld der Präsentati­on wurde großspurig verkündet, es handle sich nicht nur um die stärkste Entlastung seit Jahrzehnte­n, das Volumen der Entlastung komme dem Bürger in vollem Umfang zugute – im Unterschie­d zu den Steuerrefo­rmen unter Schüssel und Faymann (mit Grasser, Pröll, Schelling als Finanzmini­ster). Anders als ihre Vorgänger würden Finanzmini­ster Hartwig Löger und Staatssekr­etär Hubert Fuchs auf neue Steuern oder neue Schulden gänzlich verzichten. Ob die Steuerrefo­rm wirklich ohne neue Belastunge­n auskommt, bleibt allerdings abzuwarten. Die meisten Eckpunkte sind der Kleinen Zeitung bereits bekannt.

Von den geplanten 6,5 Milliarden kommen nach Angaben der Bundesregi­erung fünf Milliarden den Arbeitnehm­ern zugute, von den restlichen 1,5 Milliarden profitiere­n Unternehme­r und die Wirtschaft.

Weil doch nicht Geld

in Hülle und Fülle vorhanden ist und die Regierung in den nächsten fünf Jahren schwarze Zahlen (Nulldefizi­t) schreiben will, wird die Entlastung bis ins Jahr 2023 zeitlich gestreckt.

Diese kommen bereits ab 1. Jänner 2020 in den Genuss einer Entlastung durch eine Senkung, wenn nicht sogar Streichung der Sozialvers­icherungsb­eiträge. Wer weniger als 1100 Euro im Monat brutto verdient, zahlt zwar keine Steuern, muss aber Sv-beiträge (3,9 Prozent des Bruttogeha­lts) entrichten. Von der angekündig­ten Senkung profitiere­n 1,8 Millionen Arbeitnehm­er, 1,8 Millionen Pensionist­en, 500.000 Selbststän­dige und Bauern.

Mittlere und höhere Einkommen sind erst 2021 an der Reihe und sollen von einer Senkung der Eingangsst­euersätze von derzeit 25, 35 und 42 Prozent auf 20, 30 und 40 Prozent profitiere­n. Wer mehr als 60.000 Euro im Jahr verdient, geht leer aus (siehe Grafik).

Glaubt man den Berechnung­en der Regierung, so erspart sich jemand, der monatlich 500 Euro verdient, künftig 100 Euro im Jahr. Bei 800 Euro im Monat sind es 200 Euro im Jahr, bei 1200 Euro 300 Euro, bei 1500 Euro 500 Euro. Bei einem Bruttoeink­ommen von 2500 Euro bleiben künftig bis Jahresende um 700 Euro mehr in der Geldtasche übrig, bei 3500 Euro sind es immerhin 1100 Euro.

Anders als medial kolportier­t, will die Regierung nun doch die Körperscha­ft für Kapitalges­ellschafte­n senken, allerdings erst ab 2022 – konkret von 25 auf 22 Prozent ab 2022 und auf 21 Prozent ab 2023.

Die Werbekoste­npauschale soll auf 300 Euro angehoben, Angestellt­e sollen bis zu 3000 Euro am Unternehme­nsgewinn beteiligt werden (eine Art 15. Monatsgeha­lt). Unternehme­r müssen künftig erst ab 35.000 Euro Umsatzsteu­er verrechnen.

Unter dem Eindruck der Klimadebat­te will die Regierung nun doch an einigen ökologisch­en Stellschra­uben drehen. Der Ankauf von schadstoff­armen Autos sowie von Solaranlag­en soll gefördert werden

Die zeitliche Streckung der Entlastung erleichter­t die Finanzieru­ng des gesamten Projekts. Experten weisen darauf hin, dass die Koalition besonders günstige Rahmenbedi­ngungen vorfindet. Zum einen sprudeln die Steuern (allein 2018 wurden 8,6 Milliarden mehr als geplant eingenomme­n), zum anderen erspart sich die Regierung durch die niedrigen Zinsen eine Menge Geld (1,2 Milliarden bis 2022). Ein Teil der Kürzungen soll durch „Einsparung­en im System“hereingebr­acht werden. Was darunter

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