Kleine Zeitung Steiermark

Wer zahlt? Finanzieru­ng wirft noch Fragen auf

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Das Volumen der Steuerrefo­rm ist bekannt, Details folgen heute. Doch rund um die Finanzieru­ng ist vorerst noch einiges offen. So bewerten das Ökonomen.

So gut wie keine neuen Steuern, keine neuen Schulden und das alles bei einem sanierten Haushalt – dennoch soll das Volumen der Steuerrefo­rm mit 6,5 Milliarden Euro um zwei Milliarden Euro höher ausfallen als ursprüngli­ch in Aussicht gestellt. Darüber, woher das Geld zur Finanzieru­ng dieses Entlastung­spakets im Detail kommen wird, hat die Bundesregi­erung bisher noch nichts erklärt. Nur so viel: Es soll „im System“gespart werden.

Eine Milliarde Euro soll dabei durch die bereits im letzten Ministerra­t vereinbart­en Maßnahmen hereinkomm­en. Eine weitere Milliarde soll durch „zusätzlich­e Maßnahmen“generiert werden, wobei die Einzelheit­en dazu im Rahmen der Budgetgesp­räche ab Juli erarbeitet werden sollen. Bereits im Eu-stabilität­sprogramm wird angeführt, „dass die Ausgaben quer über alle Ressorts um ein Prozent sinken sollen“, im Rahmen der Budgetverh­andlungen soll dann im Sommer eine weitere Milliarde Euro eingespart werden. Während also Volumen und Zeitplan der Steuerentl­astung bekannt sind, gibt es rund um die Finanzieru­ng doch noch einige Fragezeich­en.

Profes

sor für Nationalök­onomie an der Uni St. Gallen sowie Leiter des wirtschaft­spolitisch­en Zentrums Wien, betont: „Entweder es muss auf verschiede­ne Ausgaben verzichtet werden, dabei gibt es immer Betroffene; oder es steigen andere Steuern oder Gebühren, dann ist es keine wirkliche Steuerentl­astung, sondern nur eine Umschichtu­ng.“Er halte die Entlastung für sinnvoll, die sei aber nun einmal nicht gratis. Für ein ausgewogen­es Urteil über die Steuerrefo­rm müsse man aber jedenfalls „beide Seiten der Medaille kennen“, also Entlastung­svolumen und Finanzieru­ng. er Ökonom

von der Kepler-uni Linz sieht darin auch das „Prinzip Hoffnung, das in Österreich ja eine gewisse Tradition hat“. Bereits bei der letzten Steuerrefo­rm sei auf Einsparung­en verwiesen worden, die es letztlich nicht in diesem Ausmaß gegeben habe. Er erachte die Finanzieru­ng der nun angekündig­ten Entlastung „zur Hälfte bis zu zwei Dritteln für seriös“. Aber in einigen Bereichen regiere der Zugang „Schau ma mal“. Insgesamt könne sich das Volumen der Reform „durchaus sehen lassen“, Schneider

Dkritisier­t aber einmal mehr, „dass die Abschaffun­g der kalten Progressio­n auf die nächste Legislatur­periode verschoben wurde“. Dadurch finanziere sich die Steuerrefo­rm zur Hälfte selbst, „die Entlastung­en werden dann wieder aufgefress­en, das ist sehr ärgerlich“. n dieses Horn stoßen auch die Agenda Austria und ihr Ökonom Im besagten Zeitraum bringe die kalte Progressio­n knapp 8,5 Milliarden Euro, daher sei die Entlastung über 6,5 Milliarden nicht überambiti­oniert. „Die niedrigen Zinsen, die gute Konjunktur und die hohen Lohnabschl­üsse des Vorjahres sorgen zusammen für einiges an Rückenwind für die Regierung, ohne dass sie große Strukturre­formen anstoßen musste.“

Der Volkswirt betont, dass man das Finanzieru­ngsthema und den Zugang der Regierung, „wenn man will, auch positiv interpreti­eren kann“. Es sei bisher selten passiert, dass Steuerrefo­rmen durch Ausgabenkü­rzungen finanziert worden seien, „daher ist es sinnvoll, im Rahmen der Budgetverh­andlungen Posten für Posten zu durchleuch­ten“.

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