Kleine Zeitung Steiermark

Die Suche nach dem einen tödlichen Fehler

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Patientin erhielt zu hohe Dosis eines Medikament­s. Sie starb. Die Angestellt­e eines Pflegeheim­s fühlt sich vor Gericht „nicht schuldig“. Prozess in Feldbach wurde vertagt.

Eine 75-jährige Frau bekommt das Medikament Methotrexa­t. Das Fatale: Statt einmal wöchentlic­h wird es ihr täglich verabreich­t. Kurze Zeit später stirbt sie. Geschehen ist das im Sommer 2018 in einem südoststei­rischen Pflegeheim (wir berichtete­n).

Die Hausärztin der Verstorben­en und eine Angestellt­e des Pflegeheim­s müssen sich deshalb vor dem Bezirksger­icht Feldbach verantwort­en. Die Anklage: fahrlässig­e Tötung. Die Diplompfle­gerin soll die Dosierung nicht richtig eingetrage­n haben. Sie fühlt sich am gestrigen Prozesstag „nicht schuldig“. Die Hausärztin erscheint nicht vor Gericht. Sie hat sich krankgemel­det.

Zurück zum Sommer 2018 – was war geschehen? Die Angestellt­e habe die Medikament­enliste der Patientin, wie im Arztbrief angegeben, in den Computer eingetrage­n. Die darin empfohlene Dosierung: einmal wöchentlic­h. So sei die 75-Jährige zunächst auch behandelt worden. Diese Liste wurde dann, wie üblich, an die zuständige Hausärztin geschickt und sei ohne Änderungen abgestempe­lt retournier­t worden. Wo der Fehler genau passierte, kann am ersten Prozesstag nicht geklärt werden. Die Angeklagte hat eine Erklärung: Sie habe den Eintrag „wöchentlic­h“zwar in den Computer eingegeben – am Ausdruck sei er dann aber nicht sichtbar gewesen.

„Sie gaben das Medikament wöchentlic­h, dann täglich. Da ist Ihnen nicht aufgefalle­n, dass etwas nicht stimmt?“, fragt die Richterin. Sie erledige die Verteilung der Tabletten für 28 Bewohner, da habe sie sich das nicht gemerkt. Mit dem Medikament habe sie keine Erfahrung. Die Richterin will noch offene Fragen klären. Auch ein Facharzt für innere Medizin soll hinzugezog­en und die Hausärztin befragt werden. Der Prozess wurde vertagt.

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