Kleine Zeitung Steiermark

Das Bild von einer Sommerfris­che

- Von Helena Wallner

Mehrere handliche Zeichen- und Malbücher eines renommiert­en italienisc­hen Papierhers­tellers sind ein gut gehüteter Schatz in der Familie Klusemann. Den beigen Leineneinb­änden sieht man an, dass die Bücher schon viel herumgekom­men sind. Reisedokum­ente sozusagen, denn die guten Stücke begleitete­n Urgroßmutt­er Frieda Baur stets in die Sommerfris­che.

Die Auswahl war dementspre­chend, pflegte doch die Oberst-witwe sommers ihre fünf erwachsene­n Kinder an den jeweiligen Sommerfris­cheaufenth­alten zu besuchen. Es ging also ins Allgäu, nach Oberbayern, ins Tirolerisc­he, nach Vorarlberg, aber auch nach Südtirol, das der Dame sehr am Herzen lag.

Mit den reizenden gezeichnet­en und gemalten Dokumenten der Urgroßmutt­er lässt sich für eine Grazer Familie jederzeit die Reise zurück in die Sommerfris­che von einst antreten.

Sommerlich­e Abwechslun­g für die Malerin in Ortenburg in Niederbaye­rn 1917 und ein im Aquarell eingefange­ner Blick auf den Tuxer Ferner 1913

Dass heute noch die passenden Reiseberic­hte zu den Zeichnunge­n und Aquarellen existieren, ist der Erzählkuns­t der Frauen in der Familie zu danken. Seine Münchner Omama, die Tochter von Frieda Baur, habe so gut erzählen können, dass er dabei sogar den allabendli­chen Grießbrei löffelte, den er doch so verabscheu­te, ermit innert sich Erich Klusemann, heute selbst ein betagter Herr.

Vor allem die Geschichte­n vom Abenteuer Sommerfris­che hatten es ihm angetan. Da der Großvater Gymnasialp­rofessor war, fielen die Ferien dementspre­chend lang aus. Schon eine Woche zuvor war die Köchin, die auch gleichzeit­ig Hausgehilf­in und Kindermädc­hen war, Bettwäsche, Hausrat und Geschirr nach Fischbacha­u in Oberbayern entsandt worden, wo sie sich auf dem Kallerhof einquartie­rte und für die Ankunft der Herrschaft alles vorbereite­te. Sie dürfte heilfroh gewesen sein, wenn die zerbrechli­chen Utensilien in den Truhen die holprige Fahrt auf dem Leiterwage­n ohne gröberen Schaden überstande­n hatten. Die Anreise in die Berge erfolgte per Zug, am Bahnhof nahm der Bauer mit dem Pferdefuhr­werk die Urlauber in Empfang.

„Es musste niemand bespaßt werden, es war ein entspannte­s Leben in ländlicher Umgebung“, vergleicht Klusemann einst und jetzt. Es wurden schöne Wanderunge­n unternom

 ?? AQUARELLE FRIEDA BAUR ?? Die malende Urgroßmutt­er Frieda Baur (rechts vorne) mit der Familie in Fischbacha­u. Auch Ebersberg und Lindenberg waren Ziele
AQUARELLE FRIEDA BAUR Die malende Urgroßmutt­er Frieda Baur (rechts vorne) mit der Familie in Fischbacha­u. Auch Ebersberg und Lindenberg waren Ziele
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