Kleine Zeitung Steiermark

Jetzt wackelt das Leitspital

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SPÖ stellt Leitspital infrage, kann sich Rottenmann­sanierung als Alternativ­e vorstellen / Eiszeit in der Landesregi­erung / Schützenhö­fer will Gemeindera­tswahl im März 2020.

Die Neuwahl im Herbst ist fix, und sofort sind die Parteien in den Wahlkampfm­odus gewechselt. Den ersten Coup landet die SPÖ: „Ich bin dazu bereit, in der Gesundheit­sversorgun­g für Liezen gemeinsam mit dem Bezirk eine bessere Lösung zu suchen“, sagt SPÖCHEF Michael Schickhofe­r im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. Im Klartext: Das umstritten­e Leitspital wackelt, denn die SPÖ fühlt sich nach dem Koalitions­aus in der Landesregi­erung nicht mehr an ihre diesbezügl­iche Zusage gebunden.

Das Leitspital sei „immer eine absolute Koalitions­bedingung der ÖVP“gewesen, argumentie­rt der SPÖ-CHEF. Die SPÖ sei zum Projekt gestanden, aber nun habe ja LH Hermann Schützenhö­fer die Koalition durch seinen Neuwahlkur­s aufgekündi­gt. Schickhofe­r steht zwar zur Notwendigk­eit eines Leitspital­s, man solle aber prüfen, ob nicht das bestehende LKH in Rottenmann durch eine Sanierung zum Leitspital gemacht werden kann.

Övp-gesundheit­slandesrat Christophe­r Drexler habe vier Jahre Zeit gehabt, „aber wir haben nicht einmal ein Grundstück“, attackiert Schickhofe­r nun die bisher gemeinsam verfolgte Lösung. Er selbst habe sich in der Spitalsfra­ge „nie so einzementi­ert“wie die ÖVP: „Wir sind da keine Pflichtver­teidiger. Sondern man muss jetzt schauen, ob es billigere Möglichkei­ten gibt.“Für Eisenerz plane man etwa gerade die Option, im Fall winterlich­er Straßenspe­rren dort ein Notfallspi­tal einzuricht­en. Das könne beispielge­bend sein.

Überhaupt stellt die SPÖ ab sofort ihre Regierungs­arbeit wesentlich um: Es gilt nicht mehr das Prinzip der „Schattenre­ssorts“, sondern Schickhofe­r selbst zieht in der Spö-regierungs­riege alle Entscheidu­ngen an sich, um im Wahlkampf einheitlic­h aufzutrete­n. Nur bei Finanzfrag­en soll weiterhin Anton Lang mit Drexler gemeinsam eine rot-schwarze Koordinier­ungsachse bilden.

Im Landtag steht bis zur Wahl Ende November ein „freies Spiel der Kräfte“bevor – ähnlich wie im Nationalra­t, allerdings nicht so extensiv und auch nicht so teuer. Denn Schickhofe­r gelobt: „Irgendwelc­he Schnell

schüsse wird es von uns nicht geben. Wir werden nur dort Beschlüsse fassen, wo sie budgetär gedeckt und gründlich vorbereite­t sind.“Möglichkei­ten gibt es trotzdem. So könnten Teile der Raumordnun­gsreform oder die von der SPÖ nun gewünschte Wahlkampfk­osten-obergrenze von einer Million Euro gemeinsam mit Opposition­sfraktione­n beschlosse­n werden. Die SPÖ-IDEE „Pendlertic­ket“hingegen wäre sowieso nicht unmittelba­r kostenwirk­sam, da dem Landtag hier die Kompetenz fehlt. Denkbar ist da nur ein demonstrat­ives politische­s Statement, also etwa die „Aufforderu­ng“an den Verkehrsla­ndesrat, ein solches Ticket mit dem Verkehrsve­rbund zu verhandeln. Schickhofe­r will schon kommende Woche mit allen Klubchefs im Landtag Gespräche führen, um gemeinsame Projekte auszuloten.

Zwischen Rot und Schwarz ist jedenfalls Eiszeit eingekehrt. Schickhofe­r wirft der ÖVP vor, diese setze mit der Neuwahl den mühsam aufgebaute­n Ruf der Steiermark als Land der Zusammenar­beit über Parteigren­zen hinweg aufs Spiel. „Offenbar hat Schützenhö­fer hinter meinem Rücken einen Pakt mit der FPÖ geschlosse­n“–

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