Wächterhaus Nr. 6
Jedes Mal war es ein besonderer Sommer, wenn ich bei meiner Tante die Zeit in dem nahe beim Herzogstuhl gelegenen Häuschen verbringen durfte. Die Tage waren geprägt und ausgefüllt vom Hüten der Ziegen, vom Abenteuer der Heuernte entlang der Bahntrasse mittels Handdraisine, der „Blaue Blitz“der oft vor der Haustüre wegen eines Haltesignals anhielt und einen visuellen Kontakt mit den Reisenden gestattete. Ohne geschichtlichen Hintergrund auf dem Herzogstuhl zu sitzen und trotzdem das Gefühl zu haben, ein Graf oder König zu sein, die Badeabenteuer am Meierteich (Maria Saal) und das dort um einen Schilling zu erwerbende Butterbrot mit viel Zucker drauf.
Heute noch fahre ich dort vorbei und erinnere mich an den Geschmack der fettreichen Ziegenmilch, das innige Miteinander, und vor allem an die Zeit der glücklichen Sommertage! Werner Pusar,
St. Georgen am Längsee gen, auf die unser Herr Pfarrer seine Trompete stets mitschleppte, um sie am Gipfel zum Erklingen zu bringen. Zurück in der Unterkunft gab es Mittagessen, das unsere Betreuer auf dem Holzherd zubereitet hatten. Dann wurde im Freien gespielt und getobt bis abends, da ging es weiter mit Spielen und Singen, bis nach Einbruch der Dunkelheit. Zum Abschluss fand die „Olympiade“statt. Nachmittags zogen wir ein, allen voran unser Herr Pfarrer mit einem Kassettenrekorder mit Marschmusik, wir folgten als Nationen mit selbst gebastelten Papierhüten und Fahnen. Abends gab’s die Siegerehrung mit Medaillen aus Gold-, Silberund Bronzepapier.
Viel zu schnell endeten diese Wochen und es gab wieder Vorfreude auf das kommende Jahr.