Gottes Werkzeug und Maynards Beitrag
Die Metal-band Tool veröffentlicht ihr fünftes Studioalbum – nach 13 Jahren Pause.
Eine der außergewöhnlichsten Bands im Metal-genre hat mit „Fear Inoculum“endlich wieder ausschweifende Ideen in Songs gegossen und seiner besonders treuen Fanbase präsentiert. Viele Fans verteidigen das Werk von Maynard J. Keenan (Gesang), Danny Carey (Schlagzeug), Adam Jones (Gitarre) und Justin Chancellor (Bass) mit religiösem Eifer. Was besonders skurril wirkt, wo doch gerade Frontman Keenan seine liebe Not mit unreflektierter Verehrung und dem Konzept „Monotheismus“an sich hat. Diese Not ist mitunter so groß, dass er das Thema wiederholt in seinen Texten aufgreift. Nicht einmal die Bezeichnung „Frontman“ist genau genommen zulässig, denn Keenan ist auf Bühnen fast überall zu finden, nur nicht vorne – im Zentrum der Aufmerksamkeit.
Das neue Album setzt sich aus sieben Titeln zusammen, die es auf eine Gesamtlänge von rund 80 Minuten bringen.
Und „Fear Inoculum“hat viel zu bieten. Tool überfrachtet seine Songs wieder derart, dass andere Bands ganze Alben mit dem Material füllen könnten. Dem Können der Protagonisten wird auf ausladenden Strecken Platz gegeben. Wieder und wieder werden diese dabei zu einem wunderbar disharmonischen und untanzbaren Ganzen, das überfordert, irritiert und begeistert. Mit dieser Unberechenbarkeit entlarvt Tool nicht nur Formatradiokonsumenten, sondern auch geübte Kopfnicker. „Ich bin Künstler, kein Entertainer“, ließ Keenan wissen. Auch in neuen Stücken kommen seine Worte sparsam zum Einsatz, prägen das Gesamtwerk aber so stark, dass Tool ohne Maynard undenkbar bleibt. Auch wenn er dieser Tage grantig sein wird. Obwohl „Fear Inoculum“ein gut gehütetes Geheimnis war, wurde es bereits einige Tage vor dem Release-termin im Internet verbreitet. Matthias Reif