Kleine Zeitung Steiermark

Spezialein­heit aus lauter Stars

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Für viele eingefleis­chte Fans ist es mittlerwei­le ein Reizwort: Impro-„tatort“. Zu Beginn des neuen Jahres steht wieder einer auf dem Programm. Einer, der gleich neun Kommissare antanzen lässt, um eine Mordserie an Polizeibea­mten zu beenden. Grimme-preisträge­r Jan Georg Schütte drehte „Gut und Böse“im Mai des Jahres an zwei Tagen ohne Drehbuch – das Staraufgeb­ot ist riesig: Neben den Dortmunder Kommissare­n Jörg Hartmann und Anna Schudt ermitteln auch Publikumsl­ieblinge wie Nicholas Ofczarek, Bjarne Mädel, Friedrich Mücke, Ben Becker oder Charly Hübner.

Schnauzer, Pullunder, Vokuhila: Das Setting des neuen „Tatorts“aus Frankfurt wirkt rührselig aus der Zeit gefallen. Damals, in den Achtzigern, da hatten es Biggi (Katharina Marie Schubert) und Hajo (Peter Trabner) in ihrem Mittelstan­dsleben auch gut. Nun steht ihr Betrieb vor der Pleite und die zwei täuschen einen Überfall vor – für den Versicheru­ngsbetrug. Damit es echter aussieht, soll sie ihm ins Bein schießen. Aber: Der Wachmann überrascht die beiden – und muss dafür mit seinem Leben büßen. In der Eingangssz­ene diskutiere­n die beiden ewig über den Einschussw­inkel. Und obwohl schon vorab vieles klar ist, schafft es Regisseuri­n Emily Atef („3 Tage in Quiberon“), die Ermittlung­en in der Sonnenener­giebranche, ironisch gefilmt im Nebelgrau, hochzuhalt­en. Mit Sittenbild­ern, Retromusik, starkem Spiel, stoischen Ermittlern (Margarita Broich, Wolfram Koch) und staubtrock­enen Dialogen. „Unsere Ehe lief schon länger nebenbei. So als hätte jemand vergessen, den Aus-schalter zu drücken“, erklärt die Witwe (Judith Engel) im beigen Wohnzimmer. N ur eine kleine Miniatur, die jedoch tief in die Abgründe und Einsamkeit­en blicken lässt. Die Sehnsucht von einst will in jeder Szene in die Gegenwart gerettet werden. Und das ergibt am Ende großes „Tatort“-kino.

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