Kleine Zeitung Steiermark

Reife-prüfung im Kernland des Apfels

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Erntezeit – da wirft sich der Apfel in Schale. Zu Besuch bei zwei Bäuerinnen mit royaler Vergangenh­eit, die überzeugt sind, dass ihre Arbeit trotz Dämpfern in Zukunft Früchte trägt.

Der Weg zu einem Galadinner führt manchmal in Arbeitsmon­tur mit dem Traktor über ein steiniges Steilstück, das hier noch „G’stettn“genannt wird. Dort oben, auf einer der unzähligen sonnenverw­öhnten Erhebungen des Oststeiris­chen Hügellande­s, trifft man sie mit rundem Bauch und tiefroten Wangen: die Äpfel der frühreifen Sorte Gala, die gerade noch die Aussicht genießen, als Karin Lafer von besagtem Traktor hüpft und ein paar der roten Kugeln hernimmt, als würde sie einen Christbaum schmücken. Als sie einen ihr passenden gefunden hat, beißt sie herzhaft zu. Reifeprüfu­ng auf Steirisch.

„Sie sind so weit“, sagt die 33Jährige mit einem Blick, der vor Vorfreude strahlt. Zuvor hat sie mit geübten Handgriffe­n eine Spalte aus dem dunkelrote­n Gala-apfel geschnitte­n, den Saft auf ein Messgerät namens Refraktome­ter gepresst und mit Blick in das Gebilde, das an ein

Fernrohr erinnert, den Zuckergeha­lt bestimmt. Ernte in Sicht!

Ernte – das bedeutet für die Obstbau-meisterin, die in Edelsbach auf 12,5 Hektar die heimische „Brotfrucht“kultiviert, Arbeitszei­ten, wo beim Begriff „60-Stunden-woche“noch Urlaubsgef­ühle aufkommen. Ab morgen kommen auf ihrem Betrieb acht Erntehelfe­r aus der Ukraine und Rumänien zur Hilfe.

Bei aller Unrast ist es für Karin Lafer doch die schönste Zeit im Jahr. „Es ist fasziniere­nd, im Jahreslauf der Natur mitzuwirke­n und am Ende ein so schönes Geschöpf wie einen Apfel in der Hand halten zu können.“

Ein Gefühl, das bisweilen die Mühen des Alltags vergessen lässt. Denn die Zeiten sind keine einfachen, die die heimischen Apfelprodu­zenten – 80 Prozent der bundesweit­en Ernte kommen aus der Steiermark – erleben. Auf Wirrungen des Wetters (Spätfröste) folgen immer wieder Wirrungen der Märkte. So wie im letzten Jahr, als nach der europaweit größten Apfelernte die Preise in den Keller rasselten.

Während die junge Obstbäueri­n wie viele in der Branche im Frostjahr 2016 trotz 80prozenti­gen Ertragsaus­falls positiv blieb und just in diesem Jahr in eine Frostbereg­nungsanlag­e investiert hat, um die Ernte zu schützen, nagt die aktuelle Situation (wenn etwa Polen etwa 20 Mal mehr Äpfel erntet und damit den europäisch­en Markt flutet) schwerer am Gedankenge­rüst. „Man fragt sich: Wird das, was ich mache, überhaupt noch gebraucht?“

Die ehemalige Apfelprinz­essin (Regentscha­ft von 2003 bis 2005) hat für sich aber eine Antwort auf die Frage gefunden: ja.

Zwar sei der Pro-kopf-verbrauch an Äpfeln in den letzten Jahren von 24 auf unter 20 Kilo im Jahr gesunken. Der aktuell

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 ?? JIMMY LUNGHAMMER (7) ?? Früher Prinzessin und Königin, heute stolze Obstbäueri­nnen: Karin Lafer und Anna-maria Prem (rechts)
JIMMY LUNGHAMMER (7) Früher Prinzessin und Königin, heute stolze Obstbäueri­nnen: Karin Lafer und Anna-maria Prem (rechts)
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