Logenplatz beim Match gegen die Natur
ist die Silhouette Klagenfurts wohl kaum zu nennen. Beschaulich und eingebettet in die wunderbare Landschaft am Ufer des Wörthersees ist in Kärntens Landeshauptstadt höchstens das überdimensionale, zu Haider-zeiten entstandene Fußballstadion für 30.000 Zuseher ein Symbol für die Hybris der Menschen. Und doch. Die Idee eines Mahnmals, die dem Schweizer Klaus Littmann im Kopf herumspukte, seitdem er Peintners Zeichnung gesehen hatte, geht auf. Die Realisation des Waldes im Stadion, die heute für zwei Monate der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird, weckt Demut anfuturistisch gesichts der in Szene gesetzten Natur. Poetisch wie ein Bild aus einem Märchenbuch wirkt der Mischwald mit der kleinen Lichtung in seiner Mitte, den der Landschaftsarchitekt Enzo Enea in dieses Monster aus Glas und Stahl hineingestellt hat. Hier, wo üblicherweise gejubelt und gepfiffen wird, Fußballmatches und Popkonzerte die Dezibelzahl in die Höhe schnellen lassen, wird es plötzlich still.
Und dem Betrachter wird klar: Im Match gegen die Natur hat der Mensch schon viele Fouls begangen. „For Forest“, der rund 7000 Quadratmeter große Wald auf Zeit, ist ein temporäres Kunstwerk. Land-art, Konzept-kunst, was auch immer. In erster Linie ist er eine Einladung zum Innehalten, zum Nach-denken und Hin-schauen. Zum sinnlichen Erlebnis, das auch wegen der ungeplanten Aktualität schaudern macht. – Der Mensch sieht zu. Wie lange noch? Eigentlich sollte er aufspringen, jubeln, die Spieler (Bäume) auf dem Feld feiern, die so viel für seine Identität und sein Wohlbefinden tun! „For Forest“geht uns alle an. Ein Besuch wird empfohlen.
Karin Waldner-petutschnig