Kleine Zeitung Steiermark

Das Bangen für Zirngast geht weiter

Rechtliche­r Status des in der Türkei angeklagte­n österreich­ischen Aktivisten bleibt unklar. Familie und Vertrauter wohnen Prozess bei.

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Wenn heute in Ankara der Prozess gegen den österreich­ischen Aktivisten, und Journalist­en Max Zirngast fortgesetz­t wird, wird neben seinen Eltern auch Sepp Hartinger mit dabei sein. Der Südsteirer ist ein Freund der Familie und unterstütz­t sie in seiner Funktion als Gründer der Europäisch­en Vereinigun­g der politische­n Berater.

Gegenüber der Kleinen Zeitung umreißt er Atmosphäre und Aussichten: „Die Stimmung ist natürlich getrübt, weil niemand weiß, was Max bei dem Prozess erwartet. Wir haben uns heute mit dem neuen österreich­ischen Botschafte­r in der Türkei, Johannes Wimmer, getroffen, um alle Optionen durchzugeh­en, auch Max war dabei. Unser Ziel ist natürlich die sofortige Beendigung des Prozesses, das ist aber wohl sehr unwahrsche­inlich. Es wäre schon ein Erfolg, wenn Max seinen Reisepass zurückbeko­mmt und die wöchentlic­he Meldepflic­ht bei der Polizei wegfällt. Momentan ist er ja ein U-boot, er darf nicht ausreisen, hat aber auch keinen Aufenthalt­stitel und ist nicht versichert. Er darf nicht weiterstud­ieren oder arbeiten.

Das ist natürlich eine große Belastung für ihn, auf die er zum Glück recht gelassen reagiert. Das schlechtes­te Szenario wäre, dass nichts passiert und der Prozess vertagt wird. Aber auch für diesen Fall haben wir uns Schritte überlegt. Wichtig ist natürlich die moralische Unterstütz­ung, die wir durch unsere Anwesenhei­t geben wollen. Wir wollen ihm zeigen, dass er nicht alleine ist, und können nur an den Rechtsstaa­t appelliere­n.“

Zirngast muss ein Jahr nach seiner Festnahme wegen Terrorvorw­ürfen neuerlich vor Gericht. Der Steirer hatte als Autor linker Publikatio­nen kritisch über das Erdogˇan-regime geschriebe­n, insbesonde­re dessen Kurdenpoli­tik. Die Anklage scheint für hochrangig­e österreich­ische Juristen zweifelhaf­t: „Es gibt keine Vorwürfe gegen ihn, die eine Verurteilu­ng tragen könnten“, betonte zuletzt der Wiener Strafricht­er Friedrich Forsthuber. Allerdings würden die Entscheidu­ngen der türkischen Justiz „nicht von Gerichten getroffen, sondern im Präsidente­npalast“, so der Präsident des Landesgeri­chts für Strafsache­n Wien. Robert Lenhard

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Angeklagte­r in Polit-prozess: Max Zirngast

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