Kleine Zeitung Steiermark

Der Reanimateu­r der Grünen

- Von Christina Traar

In Zeiten des Klimawande­ls fahren wir mit den Spitzenkan­didaten Zug und plaudern über Politik und das Reisen mit dem Zug. Mit Kogler waren wir von Linz nach Wien unterwegs.

Die Bezeichnun­g „Trümmerman­n“lässt Werner Kogler kurz das Gesicht verziehen, während er in die vorbeizieh­ende Landschaft blickt. Und trotzdem passt sie für den Mann, der jene Aufgabe übernommen hat, um die sich bei den Grünen niemand gerissen hat – den Wiederaufb­au.

Den „Betriebsun­fall“, wie der 57-Jährige den Rauswurf der Grünen aus dem Parlament nach dem desaströse­n Ergebnis bei der Nationalra­tswahl nennt, habe er schon wenige Tage vor der Wahl kommen sehen und seine Parteikoll­egen gewarnt. Vergeblich. Statt den Überlebens­kampf auszurufen, wurde Zuversicht demonstrie­rt. Das mussten die Grünen mit ihrem Platz im Nationalra­t bezahlen. Fördergeld­er verschwand­en, die hohen Schulden aus dem Präsidents­chaftswahl­kampf blieben. Auf Drängen der Kollegen ließ Kogler die zweite Reihe hinter sich und übernahm die am Boden liegende Partei. Er musste einen Finanzplan entwickeln, entmutigte Abgeordnet­e und entlassene Mitarbeite­r trösten und ein Kernteam zum Weitermach­en animieren. In der Parteizent­rale, aus der die Grünen 2017 ausziehen mussten, hatte man Kogler aber ohnehin selten angetroffe­n, wie er während der Fahrt erzählt. „Ich sitze lieber in einem Gemeinscha­ftsbüro oder im Kaffeehaus – das ist mein Arbeitspla­tz.“Dass die verpatzte Nationalra­tswahl den Grünen nach wie vor tief in den Knochen sitzt, er

Werner Kogler hat die Grünen aus dem Tal der Tränen in luftige Umfragehöh­en geführt, sie danken es ihm mit Einigkeit. Was den Volkswirt, der in der Schule Strafarbei­ten schreiben musste, antreibt.

Vielleicht glaubt sie wirklich, dass sie bei Novomatic etwas bewegen kann. Ich bin da relativ entspannt. leichtert Koglers Arbeit. Denn der Widerstand gegen seine Neuausrich­tung der als abgehoben verschrien­en Partei bleibt aus. Sogar „schwierige­re“Funktionär­e fügten sich den Plänen des hemdsärmel­igen Urgesteins. Zu groß ist die Dankbarkei­t, dass er sich diese Aufgabe angetan hat. Bereut hat er diesen Schritt nie, wie der Umweltökon­om und Volkswirt bei der Zugfahrt erzählt. Den Beruf des Politikers habe er sich nie ausgesucht. „Aber dann habe ich Feuer gefangen – und das ist bis heute da. Wenn der Funke einmal nicht mehr überspring­t, sollte man sofort aufhören.“

ist derzeit aber nicht zu denken. Umfragen bescheinig­en den Grünen nicht nur den Wiedereinz­ug in den Nationalra­t, sondern auch ein gutes Ergebnis. Dass Ökothemen im Wahlkampf überrasche­nd Hochkultur haben, kommt Kogler entgegen. Während andere Partei krampfhaft nach einer Linie suchen, kann

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Podcasts Kogler über Vorgängeri­n Eva Glawischni­g Ans Aufhören

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