Tiefe Wunden bei den Opfern
109 Minderjährige sollen Missbrauch durch einen Arzt im Salzkammergut erlebt haben. In zwei Fällen gibt es schwere Folgeschäden.
Die Zahl der bekannten mutmaßlichen Opfer des nicht mehr praktizierenden und in Untersuchungshaft befindlichen Arztes aus dem Salzkammergut ist laut Staatsanwaltschaft Wels weiter angestiegen. War im Juli noch von 95
minderjährigen Missbrauchsopfern die Rede, so geht man nun von 109 aus, teilte Staatsanwältin Silke Enzlmüller gestern mit.
Auch die Ergebnisse mehrerer Gutachten liegen nun vor. Zuvor war bereits bekannt geworden, dass der beschuldigte Arzt schuld- und zurechnungsfähig sei. Auch die Frage, ob die Behandlungen oder Untersuchungen des Mediziners wissenschaftlich indiziert waren, wie der Beschuldigte behauptet, hat die Staatsanwaltschaft von einem Sachverständigen bereits abklären lassen. Dieser kam darin zu dem Schluss, dass dies nicht der Fall gewesen sei, Untersuchungen am Unterleib also medizinisch oft nicht notwendig gewesen wären.
Nun ist klar, dass es zumindest bei zwei Kindern zu schweren Folgeschäden gekommen ist. Bei vier Patienten lag der Verdacht vor, bei zweien bestätigen die Gutachten diesen, ein Gutmöglichen achten steht noch aus. Konkret bedeutet dies, dass sich der Strafrahmen in einem allfälligen Prozess von zehn auf fünfzehn Jahre erhöht. Die Anklageschrift liegt allerdings noch nicht vor. Wenigstens sechs der mutmaßlichen Opfer wurden noch nicht befragt, weshalb auch die Opferzahl noch steigen könnte. Zudem wird der Abschlussbericht der Polizei erst in vier Wochen erwartet.
Anfang des Jahres war man dem Mediziner auf die Schliche gekommen, nachdem ein 15Jähriger seiner Mutter von Übergriffen berichtet hatte. Er soll ab dem zwölften Lebensjahr mehrfach von jenem Mediziner sexuell missbraucht worden sein.