Kleine Zeitung Steiermark

Wahlkampf-million: Wer Limit überschrei­tet, zahlt doppelt

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Die Parteien haben sich am Dienstag auf Details zur Wahlkampfk­ostenbrems­e geeinigt. Tenor: Es wird ziemlich streng, zumindest strenger als beim eher zahnlosen Bundesgese­tz zum selben Thema.

So werden alle „geldwerten Leistungen“, die zwischen Stich- und Wahltag für Wahlwerbun­g konsumiert werden, in die Summe von maximal einer Million Euro pro Partei eingerechn­et. Wann die Leistung abgerechne­t wird, ist egal. Die Strafen sind streng: Wer die Kosten um mehr als 25 Prozent überschrei­tet, muss die gesamte Überschrei­tungssumme

noch einmal zahlen – und zwar als Strafe, die im nächsten Jahr von der Parteienfö­rderung abgezogen wird. Verhängt wird diese Strafe von der Landesfina­nzabteilun­g, geprüft wird die Gebarung zumindest teilweise vom Landesrech­nungshof. Er erhält zwar keinen vollen Einblick, kann aber jene Wirtschaft­sprüfer, die die Parteienre­chnungen prüfen, zur Abgabe einer „Vollständi­gkeitserkl­ärung“zwingen.

Kpö-klubchefin Claudia Klimt-weithaler freut sich über das Gesetz – man habe es bereits seit 2009 verlangt. Außerdem habe die KPÖ verhindert, dass das Kostenlimi­t jährlich an die Inflation angepasst wird. Grünen-klubchef Lambert Schönleitn­er spricht von einem Meilenstei­n: „Das Gesetz ist viel besser als im Bund.“SPÖ, FPÖ, KPÖ und Grüne sind fix dabei, die ÖVP zögert noch. Schönleitn­er hofft: „Ich gehe davon aus, dass die ÖVP keinen Rückzieher macht.“

Einen Schritt nach vorne macht die Volksparte­i bei ihrer Wahlliste für den Urnengang am 29. September, was die schwarze Zweite Landtagspr­äsidentin Manuela Khom sehr freut: „Der Landespart­eivorstand hat ein Reißversch­lusssystem beschlosse­n.“Erstmals in der Geschichte geht die steirische Volksparte­i also mit einer ausbalanci­erten Liste von Frauen und Männern in die Landtagswa­hl. Eine Einschränk­ung: Es kann nur einen Spitzenkan­didaten geben. Um den Landeshaup­tmann-bonus voll auszuspiel­en, tritt ÖVP-CHEF Hermann Schützenhö­fer in allen vier Wahlkreise­n auf Platz eins an. Dahinter kann eine Frau oder ein Mann gesetzt werden, danach aber eben immer ab

wechselnd. Die Bundes-vp hat dies schon bei der letzten Nationalra­tswahl so gelebt.

Im Jänner 2018 hatte Khom dieses Reißversch­lusssystem für die Landtagsli­ste vehement eingeforde­rt, nachdem sie im Landtag eine regelrecht­e Brandrede für Frauenquot­en gehalten hatte. Stein des Anstoßes war die Fp-abgeordnet­e Liane Moitzi, die provokant getönt hatte, sie sei stolz, dass sie wegen ihrer Leistung, nicht wegen einer Quote im Landtag sitze. „Frau Moitzi, ich bin eine Quotenfrau. Sie auch“, reagierte Khom verärgert. Es störe sie, dass immer so getan werde, da kämen nur die schlechten und nicht die guten Frauen hinein: „Heißt das, dass jede dieser Frauen zu deppert ist? Hat einer schon einmal gefragt, ob wir einen Quotenmann wollen?“

SPÖ, Grüne und KPÖ haben in der Steiermark den Reißversch­luss auf ihren Listen schon länger eingenäht, die FPÖ nicht.

Verärgerun­g herrscht bei den Grünen in Bezug auf die steirische­n Natura-2000schutz­gebiete. Alle sechs Jahre müssen die Länder der Eukommissi­on Bericht erstatten, wie es um die Schutzgüte­r in diesen Gebieten (Pflanzen, Tiere, Lebensräum­e) bestellt ist. Der steirische Teil des Berichts ist bereits übermittel­t, über die Inhalte will der zuständige Landesrat Anton Lang (SPÖ) auf Anfrage der Grünen aber nichts verraten. Lang verweist auf die geplante Veröffentl­ichung der Daten durch die Eu-kommission Mitte 2020. Grünen-landtagsab­geordnete Sandra Krautwasch­l: „Die Daten sind vorhanden, es gibt keinen Grund, sie den Steirern zu verheimlic­hen.“

Ernst Sittinger, Günter Pilch, Bernd Hecke

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