Hinter der glänzenden Fassade
Eine Fotografenlegende, die Foto-ikonen schuf: Robert Frank ist tot.
Seine Karriere hätte schillernd bleiben können, doch sein fotografisches Auge wollte tiefer blicken: Robert Frank, einer der Pioniere der Reportage-fotografie, ist am Montag im Alter von 94 Jahren gestorben. Frank, 1924 in der Schweiz geboren, emigrierte 1947 in die USA und dockte zunächst beim Modemagazin „Harper’s Bazaar“an. Doch von der schillernden Welt ließ er sich nicht blenden.
Bei Reisen nach Paris und London entdeckte er eine ganz neue Bildsprache für sich, die er Mitte der 1950er-jahre zur Perfektion erhob. Dank Guggenheim-stipendium reiste er zwei Jahre durch seine neue Heimat Amerika. An die 27.000 Negative fertigte Frank zu dieser Zeit an, 1000 Bilder wählte er aus, 83 davon schafften es in jenen Bildband, der viele Dokumentarfotografen nach ihm beeinflussen sollte: „The Americans“. Darin gibt Frank dem American Dream nicht nur ein ganz anderes Gesicht, sondern stellt der schönen, schillernden Erzählung viele andere Gesichter gegenüber: Sie erzählen ungeschönt von den Härten des Alltags, von bitterster Armut, von alltäglichem Rassismus. Ein fotografischer Gegenentwurf zum idealisierten Traumland Amerika. In den 1960erjahren entdeckte er den Film für sich: Sein radikaler Blick war auch hier die Triebfeder. Wie sehr er hinter die glänzende Fassade blicken konnte, erfragt man am besten bei den Rolling Stones. Was man von ihnen erfahren wird? Nichts. Bis heute haben Franks Tour-doku „Cocksucker Blues“(1972) nur ausgewählte Menschen ganz gesehen. Das Ergebnis: angeblich wenig schmeichelhaft, aber sehr ehrlich. Robert Frank, eine Fotografen-ikone, die auch nicht nüchterne Pop-ikonen ernüchternd abbilden konnte. SR