Ja, dürfen sie denn das?
Wenn Musiker politisch werden.
Der vorwöchige Auftritt von Herbert Grönemeyer in der Wiener Stadthalle findet ein Nachspiel. Dass der deutsche Musiker lautstark von der Bühne herunterappellierte, „keinen Millimeter nach rechts“zu rücken, löste Zuspruch und heftigen Widerspruch aus. Wenn der Sänger aufruft, es liege „an uns, zu diktieren, wie eine Gesellschaft auszusehen hat“, sollte man ihn näher mit den Spielregeln der Demokratie vertraut machen, die sehen kein Diktat vor, weder von rechts noch von links.
Er könnte gemeinsam mit Harald Vilimsky den Vertiefungskurs in Demokratie besuchen. Dass Grönemeyer politisch wurde, mit „linken Parolen das Publikum malträtierte“, stört den Fp-generalsekretär und empfiehlt quasi dem Nicht-österreicher Grönemeyer, sich ausschließlich auf Musik zu konzentrieren und sich aus der österreichischen Politik herauszuhalten, „denn wir entscheiden selbst frei ...“. Jawohl. m Sommer 2016 erregte Andreas Gabalier in München nicht nur Aufsehen wegen seines ersten Konzerts im Olympiastadion, sondern weil er sich zur deutschen Innenpolitik äußerte. Lautstark von der Bühne herunter: „Dass das Land politisch runtergeht, ist kein Geheimnis.“Als Gabalier später wegen seiner politischen Äußerungen kritisiert wurde, verteidigte ihn der damalige Vizekanzler Heinz-christian Strache: „Der Kunst ihre Freiheit.“
Dass auch Grönemeyer zur Kategorie Künstler zählt, dürfte unbestritten sein.
Christian Weniger
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