Kleine Zeitung Steiermark

Ams-sperren:

- Von Bernd Hecke

Versäumen Arbeitslos­e fixierte Vorstellun­gsgespräch­e, fallen sie ums Arbeitslos­engeld um. Die Mindestsic­herung federt das nicht mehr ab. Die Fälle mit gefährlich­er Abwärtsspi­rale häufen sich, warnen Caritas und KPÖ.

Es ist eine Maßnahme gegen die soziale Hängematte: Nehmen Arbeitslos­e Termine nicht wahr oder Jobs nicht an, die das Arbeitsmar­ktservice vermittelt, setzt es eine Sperre des Arbeitslos­engeldes. Beim ersten Mal für sechs Wochen, im Wiederholu­ngsfall für acht Wochen. Bis 2016 federte diese Sanktion in der Steiermark die Mindestsic­herung ab – und sie war damit nicht schmerzhaf­t. Nun warnen Sozialarbe­iter, Caritas-direktor Herbert Beiglböck und der Grazer Kp-stadtrat Robert Krotzer mangels Abfederung vor einer gefährlich­en Abwärtsspi­rale. Viele Steirer fallen in ein Loch.

Hintergrun­d ist ein massiver Anstieg der Ams-sperren. Waren es 2017 noch 4874, setzte es im Vorjahr schon 6289 Sperren. Abgefedert werden diese nur noch mit 25 Prozent der Mindestsic­herung. Arbeitslos­e erhalten dann – im Sanktionsf­all – nur noch 215 Euro im Monat.

„Das bedeutet in vielen Fällen, dass sich Mietschuld­en anhäufen, sie vielleicht sogar vor einer Delogierun­g stehen“, warnt Caritas-sozialarbe­iter Heimo Neumaier, der zum Thema eine Bachelorar­beit verfasst hat. Oft handle es sich um Menschen mit Depression­en oder problemati­schen Lebensverh­ältnissen, die deshalb Amstermine versäumen: „Dann ist die Sanktion, die sie zurück in das Arbeitsleb­en bringen soll, kontraprod­uktiv. Sie landen in einer Abwärtsspi­rale, die sie aus dem System rauswirft.“

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