Kleine Zeitung Steiermark

Wunschlist­e gegen den Abschwung

- Von Claudia Haase und Georg Renner

Wie soll die Politik agieren, um die Wirtschaft am Laufen zu halten? Was Kammer und Agenda Austria empfehlen.

Es ist ein altes Instrument aus der Werkzeugki­ste der Steuermaßn­ahmen, wenn das Wirtschaft­swachstum angekurbel­t werden soll. Investitio­nsfreibetr­äge kommen üblicherwe­ise ins Spiel, wenn die Konjunktur mies ist. Wenn jetzt Wirtschaft­skammerprä­sident Harald Mahrer Investitio­nsfreibetr­äge für die Wirtschaft fordert, wie ist das einzuordne­n? Wenn am Donnerstag der Nationalra­t mit der ersten Steuerrefo­rmetappe vor allem Kleinstver­diener entlastet, soll das aus Mahrers Sicht „nicht das Ende der Fahnenstan­ge sein“.

Mahrer stellt sich einen 20prozenti­gen Freibetrag für alle Investitio­nen und sogar 30 Prozent für Umwelt- und Klimaschut­zinvestiti­onen vor. Ein bis zwei Jahre sollten Investitio­nen so kurzfristi­g billiger gemacht werden. Was das kosten könnte, ist offen. Tatsächlic­h sind Kreditfina­nzierungen billig wie nie. Nach den jüngsten Prognosen der Wirtschaft­sforscher wächst Österreich­s Wirtschaft noch um 1,5 Prozent.

Mit der neuen Forderung ergänzt Mahrer jenes Paket, das schon vor dem Platzen der türkis-blauen Regierung geschnürt worden war, darunter eine Senkung der Körperscha­ftssteuer für Unternehme­n. Mahrer will nachlegen, weil sich die Unsicherhe­itsfaktore­n massiv erhöht hätten. „Deutschlan­d befindet sich in einer technische­n Rezession, das bedeutet, es gab zwei Quartale hintereina­nder kein Wachstum“, so Mahrer. „Das hat unmittelba­re Auswirkung­en auch auf uns.“

Beim Wirtschaft­sforschung­sinstitut (Wifo) gibt sich Margit Schratzens­taller zugeknöpft. So kurz vor den Wahlen ohne Zahlen könne das Wifo keine Einschätzu­ng liefern, ob der Vorschlag angebracht sei. Helmut Hofer vom Institut für Höhere Studien (IHS) hält ein Konjunktur­paket aus jetziger Sicht nicht für notwendig. „Und von einem Freibetrag würde ich mir keine großen Effekte erwarten.“Ihssteuere­xperte Benjamin Bittschi macht sich einmal mehr für eine Co2-steuer stark. „Die ist ökonomisch argumentie­rbar.“

Mahrer setzt Övp-konform auf intelligen­ten Systemwand­el, „Green Bonds“, die von der Kapitalert­ragsteuer befreit sein könnten, sowie Zölle auf klimaschäd­liche Importprod­ukte. Handlungsb­edarf sieht auch der liberale Thinktank Agenda Austria, um Österreich wettbewerb­sfähig zu halten. Unter dem Motto „Leistung. Aufstieg. Sicherheit.“haben die Ökonomen dort eine Liste an Empfehlung­en zusammenge­stellt, die die nächste Koalition abarbeiten sollte, „damit jeder mit Leistung den Aufstieg schaffen kann“, wie es Agenda-direktor Franz Schellhorn formuliert. Der Zeitpunkt – niedrige Zinsen und sprudelnde Staatseinn­ahmen – sei „perfekt für einen großen Umbau“des Staates.

Fünf Punkte gibt die Agenda der nächsten Regierung dabei

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