Kleine Zeitung Steiermark

Eine Weltpremie­re für Fahrradbot­en

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Österreich ist das erste Land mit einem Kollektivv­ertrag für Fahrradbot­en. Doch nicht alle wollen angestellt werden.

Auch wenn niemand die genaue Zahl der Zusteller weiß, die per Fahrrad in Österreich­s Städten unterwegs sind – sicher ist: Die Branche boomt. Nun ist Österreich das erste Land weltweit, in dem sich die Sozialpart­ner aus Wirtschaft­skammer und Gewerkscha­ft auf einen Kollektivv­ertrag für Fahrradbot­en geeinigt haben. Er gilt ab Jänner 2020, der Basislohn beträgt bei Vollzeit 1506 Euro brutto plus Weihnachts- und Urlaubsgel­d. Abgegolten wird außerdem der Einsatz privater Ausrüstung wie Fahrrad und Handy. Verankert ist weiters die Option auf eine Vier-tagewoche. Roman Hebenstrei­t, Chef der Gewerkscha­ft vida, sieht in der Einigung einen „enormen Schlag gegen die Scheinselb­stständigk­eit“.

Der Wunsch nach einem einheitlic­hen Regelwerk kam auch von den Unternehme­n. Die vida ortet einen „Trend hin zur Anstellung“, denn es gehe nicht nur um die Essenslief­erung, sondern auch um Paketdiens­te.

Dennoch bleibt vorerst die Frage, wie viele der radelnden Boten tatsächlic­h angestellt werden (wollen). Jonathan Stallegger behauptet sich mit dem heimischen Unternehme­n Velofood gegen große internatio­nale Konkurrenz. „Bei uns sind alle selbststän­dig und haben einen Gewerbesch­ein.“Das Modell sei von GKK, SVA und Finanzamt eingehend geprüft und für in Ordnung befunden worden. „95 Prozent unserer Boten sind Studenten“, begründet Stallegger. 70 sind unter Vertrag, davon nur rund 30 mehr als zehn Stunden pro Woche im Einsatz, aber weniger als zehn arbeiten 40 Stunden. Pro Lieferung erhalten sie derzeit 5,40 Euro.

Bei Mjam, der größten Essenszust­ellplattfo­rm Österreich­s mit 1200 Kurieren, wird der KV für zehn Prozent der Boten gelten, so viele sind bei der Tochter von Delivery Hero (Sitz: Berlin) angestellt. Lieferserv­ice.at beschäftig­t indes 300 Fahrradbot­en und gehört zu Takeaway.com in Amsterdam. Seit Juni gibt es

einen Betriebsra­t.

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FUCHS Hannes Gaischfaus­tmann Jonathan Stallegger behauptet sich mit Velofood

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