Wir sind Nobelpreisträger!
Ö sterreich kann seit dem 10. Oktober 2019 entspannen. Mehr als zwanzig Jahre lang haben Freunde und Feinde, Leserinnen und Leser am Literaturnobelpreisdonnerstag auf die Nachricht über den Laureaten gewartet. Am Donnerstag war es so weit. Der Kärntner (Slowene) Peter Handke wurde mit dem höchstmöglichen Preis, den die Menschheit vergibt, geehrt, und ich gratuliere ihm von ganzem Herzen. Er verdient den Preis. Wie nur wenige.
Auf dem Höhepunkt der Serbien-krise Peter Handkes habe ich mit dem damaligen Doyen der österreichischen Germanisten und Literaturliebhaber, Professor Wendelin Schmidt-dengler, ein paar Wochen vor dessen Tod, Mitte 2008, freundschaftlich über die Literaturnobelpreisvergabe diskutiert. Naturgemäß haben wir auch über den ehemals ewigen Kandidaten der Präjelinek’schen Zeit für diese Promovierung gesprochen. Der Germanist war der uneingeschränkten Überzeugung, sein Protegé Peter Handke werde den Preis mit hundertprozentiger Sicherheit bekommen, und zwar in absehbarer Zeit. Er war zuversichtlich, dass Handke seine umstrittenen Aufsätze aus den Siebzigerjahren des vorigen Jahrhunderts und den damals letzten Jahren bei den Beratungen im Literatur-komitee nicht schaden würden. Ich kann nur sagen, dass Wendelin Schmidtdengler bei Diskussionen in den allermeisten Fällen recht behalten hat. Und in diesem speziellen mit jedem möglichen Prozent-satz.
Der Preis verwundert nicht, er steht dem Dichter, der mit der deutschen Sprache alles ganz genau ausdrücken kann, was er sagen will, zu. Es verwundert aber, dass beide österreichischen Nobelpreisträger aus der „Grazer Genieecke“kommen und ihre Schriftstellerkarrieren in deren Zentralorgan, den „manuskripten“, angefangen haben. Deshalb sollte man Alfred Kolleritsch, die personifizierte Initialzündung großer Literatur, nicht vergessen oder unerwähnt lassen. Ihm gebührt Anerkennung. as Nobelpreiskomitee hat nach den ungustiösen Kalamitäten 2018 auch mit der polnischen Schriftstellerin Olga Tokarczuk ausgereifte Entscheidungen getroffen.
Janko Ferk ist Schriftsteller und Jurist
„Handke wurde mit dem höchstmöglichen Preis, den die Menschheit vergibt, geehrt. Er verdient den Preis. Wie nur wenige.“
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