Kleine Zeitung Steiermark

Die Stunde der Sieger

Schwarz-grün hat in Vorarlberg hinzugewon­nen. Was folgt daraus für die türkis-grünen Sondierung­sgespräche? Und was für die bevorstehe­nden Urnengänge?

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Auf dem Papier sieht ja alles ganz logisch aus. In Vorarlberg regiert die ÖVP mit den Grünen, beide Parteien gewinnen nach ein paar Jahren der Zusammenar­beit Stimmen und Mandate dazu. Bei der jüngsten Nationalra­tswahl haben ÖVP und Grüne stark zugelegt. Warum also nicht auch im Bund gemeinsam regieren?

Die verhaltene­n Reaktionen des Övp-chefs Sebastian Kurz und des grünen Bundesspre­chers Werner Kogler nach dem Sieg ihrer Parteien im kleinen Bundesland sind wohl nicht nur taktischer Vorsicht geschuldet. Die Tücke des Vergleichs ist den beiden, die einander spätestens am kommenden Freitag zu „Sondierung­en“wiedersehe­n werden, bewusst. Eine gelungene Partnersch­aft auf Landeseben­e lässt keine Schlüsse auf die Machbarkei­t eines Regierungs­bündnisses derselben Parteien auf Bundeseben­e zu.

Die Zweifel beginnen schon bei der Aussage, es handle sich um dieselben Parteien. Markus Wallner hat ganz bewusst das Schwarz der alten, in seinem Bundesland sehr erfolgreic­hen Volksparte­i beibehalte­n. Aber nicht nur die Symbole unterschei­den sich. Auch inhaltlich heben sich die Vorarlberg­er immer wieder von der „neuen Volksparte­i“des Sebastian Kurz ab. Die Weigerung der Regierung Kurz, von der Abschiebun­g bedrohte Lehrlinge ihre Ausbildung beenden zu lassen, fand im industriel­l geprägten Vorarlberg wenig Verständni­s. Auch in der Schulpolit­ik lebt Markus Wallner auf einem anderen Planeten als die KURZÖVP. Es ist noch nicht so lange her, da wollte der junge Landeshaup­tmann in seinem Bundesland flächendec­kend die gemeinsame Schule der 10- bis 14Jährigen einführen, ein Projekt, das der Bundespart­ei ein Gräuel ist. Die zwei Beispiele zeigen, dass der Abstand der ÖVP zu den Grünen im Ländle weit kürzer ist als in Wien.

Ob das Ergebnis in Vorarlberg irgendwelc­he Schlüsse auf die bevorstehe­nden Wahlen in der Steiermark, im Burgenland oder in Wien zulässt? Der Politikwis­senschaftl­er Peter Filzmaier hat das ausgeschlo­ssen. Zu klein sei das Land, zu unterschie­dlich die Problemlag­en, als dass Analogiesc­hlüsse sinnvoll wären. leibt immerhin der Trend. Der verheißt der FPÖ nach dem Absturz ihres zum Idol aufgebaute­n Chefs Heinz-christian Strache nichts Gutes. Auch die SPÖ, die in Vorarlberg bei extrem niedriger Wahlbeteil­igung ein kleines Plus verzeichne­n konnte, muss weitere Ernüchteru­ngen fürchten. In Wien waren bei der Nationalra­tswahl große Außenbezir­ke zur ÖVP abgewander­t, Innenstadt­bezirke zu den Grünen. Auch dem steirische­n SPÖ-CHEF Michael Schickhofe­r verheißen Umfragen nichts Gutes. Einzig Hans Peter Doskozil im überschaub­aren Burgenland kann aus dem Sessel des Landeshaup­tmanns relativ gelassen dem vorgezogen­en Wahltag entgegense­hen.

Und noch etwas zeigt das Vorarlberg­er Ergebnis: Das Wiedererst­arken der Grünen war kein Einzelfall, und die ÖVP bringt derzeit nichts ins Trudeln.

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