„Wir wollen in eine neue Dimension wachsen“
Der Infineon-konzern spürt abflauendes Wachstum mit teilweiser Unterauslastung, setzt aber auf den 9-Milliarden-kauf in den USA. Am Start des neuen Werkes in Villach 2021 hält Konzernchef Reinhard Ploss fest.
Elektronik im Auto. Generell hängen wir als Konzern insgesamt von der Entwicklung der Weltwirtschaft ab, und für die erwarten die meisten Konjunkturexperten erst eine Erholung im Jahr 2020. Unsere derzeitige Marktkapitalisierung von rund 20 Milliarden Euro sehen wir vor diesem Hintergrund als akzeptabel an, aber natürlich wollen wir den Wert des Unternehmens kontinuierlich steigern.
Trotz des Abflauens des globalen Wachstums halten Sie Ihre Wachstumsprognose aufrecht und beim 1,6-Milliarden-projekt in Villach den geplanten Kurs ein?
Grundsätzlich treffen wir unsere Entscheidungen über neue Reinräume für die Fertigung oder auch Forschung und Entwicklung aufgrund langfristiger strategischer Erwägungen. Bei mehr als zwei Jahren Vorlaufzeit bis Produktionsstart kann man nicht auf Basis schwankender Märkte entscheiden. Die neue Fabrik in Villach ist ein wichtiges Zukunftsprojekt für Infineon. Es läuft alles plangemäß, so viele Betonfahrzeuge hat man dort lange nicht gesehen. Es hängt von der wirtschaftlichen Entwicklung weltweit und damit von der Nachfrage nach unseren Produkten ab, wann die Fertigung in der neuen Fabrik genau anlaufen wird. Wir gehen nach wie vor vom Jahr 2021 aus.
Gerade schloss Ende September das Geschäftsjahr 2018/19. Ihr Umsatzziel von 7,6 auf acht Milliarden Euro haben Sie erreicht?
Da muss ich Sie noch um etwas Geduld bitten. Wir werden unsere Bilanz bei unserer Jahrespressekonferenz am 12. November vorstellen.
Auch für die Umsatzrendite, die Sie im Frühjahr von 17,5 auf 16 Prozent zurücknahmen?
Das werden Sie ebenfalls Mitte November erfahren. Aufgrund der Kapitalmarktregeln können wir nicht früher darüber sprechen.
Deutschland in Rezession, die Welt in Unruhe. Wo schauen Sie beunruhigter hin: auf Nachrichten aus Hongkong oder Tweets von Donald Trump zum Handel?
Wir lassen uns nicht von der tagespolitischen Aktualität treiben. Davon abgesehen hat der Disput zwischen den USA und China zur Abschwächung des Wirtschaftswachstums weltweit beigetragen. So sind in China die Stückzahlen verkaufter Autos zurückgegangen, was der wesentliche Grund für die Schwäche des globalen Automobilmarktes ist. Die USA und andere Märkte laufen gar nicht so schlecht. Allerdings erwirtschaften wir etwa 50 Prozent unseres gesamten Umsatzes in Asien und davon die Hälfte in China.
Das Geschäft mit Automotivehalbleitern macht bei Infineon 40 Prozent vom Umsatz aus. Es trifft Sie nun mit voller Breite?
Wir merken zwar, dass die Zahl der verkauften Autos sinkt. Die Marktanalysten von IHS gehen bei der weltweiten Fahrzeugproduktion von minus fünf Prozent in diesem und einer weiteren leichten Abschwächung für 2020 aus. Gewisse Produkte, etwa der Auslöser für Airbags oder die Steuerung der Fensterheber, hängen durchaus von der Anzahl der produzierten Fahrzeuge ab. Gleichzeitig profitieren wir aber mit unseren Lösungen von der wachsenden Nachfrage nach Komfortfunktionen, etwa für Assistenzsysteme oder das autonome Fahren.
Mit einem autonom fahrenden Audi Elaine sind Sie zum Spatenstich Ihrer 1,6-Milliarden-investition in Villach vorgefahren. Hat aber die deutsche Automobilindustrie die E-mobilität gegenüber China verschlafen?
Es ist schon beeindruckend, wenn sie in großen chinesischen Metropolen wie Shenzhen die vielen grünen Kennzeichen der Busse, Taxis und Autos sehen. Denn das sind alles elektrische Fahrzeuge. Sicher ist dieses Wachstum der Elektromobilität in China auch auf regulatorische