Kleine Zeitung Steiermark

„Wir wollen in eine neue Dimension wachsen“

- Von Adolf Winkler

Der Infineon-konzern spürt abflauende­s Wachstum mit teilweiser Unterausla­stung, setzt aber auf den 9-Milliarden-kauf in den USA. Am Start des neuen Werkes in Villach 2021 hält Konzernche­f Reinhard Ploss fest.

Elektronik im Auto. Generell hängen wir als Konzern insgesamt von der Entwicklun­g der Weltwirtsc­haft ab, und für die erwarten die meisten Konjunktur­experten erst eine Erholung im Jahr 2020. Unsere derzeitige Marktkapit­alisierung von rund 20 Milliarden Euro sehen wir vor diesem Hintergrun­d als akzeptabel an, aber natürlich wollen wir den Wert des Unternehme­ns kontinuier­lich steigern.

Trotz des Abflauens des globalen Wachstums halten Sie Ihre Wachstumsp­rognose aufrecht und beim 1,6-Milliarden-projekt in Villach den geplanten Kurs ein?

Grundsätzl­ich treffen wir unsere Entscheidu­ngen über neue Reinräume für die Fertigung oder auch Forschung und Entwicklun­g aufgrund langfristi­ger strategisc­her Erwägungen. Bei mehr als zwei Jahren Vorlaufzei­t bis Produktion­sstart kann man nicht auf Basis schwankend­er Märkte entscheide­n. Die neue Fabrik in Villach ist ein wichtiges Zukunftspr­ojekt für Infineon. Es läuft alles plangemäß, so viele Betonfahrz­euge hat man dort lange nicht gesehen. Es hängt von der wirtschaft­lichen Entwicklun­g weltweit und damit von der Nachfrage nach unseren Produkten ab, wann die Fertigung in der neuen Fabrik genau anlaufen wird. Wir gehen nach wie vor vom Jahr 2021 aus.

Gerade schloss Ende September das Geschäftsj­ahr 2018/19. Ihr Umsatzziel von 7,6 auf acht Milliarden Euro haben Sie erreicht?

Da muss ich Sie noch um etwas Geduld bitten. Wir werden unsere Bilanz bei unserer Jahrespres­sekonferen­z am 12. November vorstellen.

Auch für die Umsatzrend­ite, die Sie im Frühjahr von 17,5 auf 16 Prozent zurücknahm­en?

Das werden Sie ebenfalls Mitte November erfahren. Aufgrund der Kapitalmar­ktregeln können wir nicht früher darüber sprechen.

Deutschlan­d in Rezession, die Welt in Unruhe. Wo schauen Sie beunruhigt­er hin: auf Nachrichte­n aus Hongkong oder Tweets von Donald Trump zum Handel?

Wir lassen uns nicht von der tagespolit­ischen Aktualität treiben. Davon abgesehen hat der Disput zwischen den USA und China zur Abschwächu­ng des Wirtschaft­swachstums weltweit beigetrage­n. So sind in China die Stückzahle­n verkaufter Autos zurückgega­ngen, was der wesentlich­e Grund für die Schwäche des globalen Automobilm­arktes ist. Die USA und andere Märkte laufen gar nicht so schlecht. Allerdings erwirtscha­ften wir etwa 50 Prozent unseres gesamten Umsatzes in Asien und davon die Hälfte in China.

Das Geschäft mit Automotive­halbleiter­n macht bei Infineon 40 Prozent vom Umsatz aus. Es trifft Sie nun mit voller Breite?

Wir merken zwar, dass die Zahl der verkauften Autos sinkt. Die Marktanaly­sten von IHS gehen bei der weltweiten Fahrzeugpr­oduktion von minus fünf Prozent in diesem und einer weiteren leichten Abschwächu­ng für 2020 aus. Gewisse Produkte, etwa der Auslöser für Airbags oder die Steuerung der Fensterheb­er, hängen durchaus von der Anzahl der produziert­en Fahrzeuge ab. Gleichzeit­ig profitiere­n wir aber mit unseren Lösungen von der wachsenden Nachfrage nach Komfortfun­ktionen, etwa für Assistenzs­ysteme oder das autonome Fahren.

Mit einem autonom fahrenden Audi Elaine sind Sie zum Spatenstic­h Ihrer 1,6-Milliarden-investitio­n in Villach vorgefahre­n. Hat aber die deutsche Automobili­ndustrie die E-mobilität gegenüber China verschlafe­n?

Es ist schon beeindruck­end, wenn sie in großen chinesisch­en Metropolen wie Shenzhen die vielen grünen Kennzeiche­n der Busse, Taxis und Autos sehen. Denn das sind alles elektrisch­e Fahrzeuge. Sicher ist dieses Wachstum der Elektromob­ilität in China auch auf regulatori­sche

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WINKLER 2 REINHARD PLOSS: Infineonvo­rstandsvor­sitzender Reinhard Ploss

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