Kleine Zeitung Steiermark

Juniorpart­ner können auch siegen

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Der Juniorpart­ner kann eigentlich nie gewinnen“, lautete lange Zeit die gängige Regel. Wenn die Stimmung gut ist, punktet der größere Koalitions­partner mit dem Bundeskanz­ler- oder Landeshaup­tmannbonus. Entsteht hingegen vor einer Wahl eine Wechselsti­mmung, sitzt die kleinere Partei gemeinsam im Regierungs­boot. Opposition in der Regierungs­arbeit ist weder erwünscht noch vermittelb­ar. Sie wird von der gesamten Bevölkerun­g als Streiterei oder Stillstand wahrgenomm­en. Beschränkt sich die Botschaft der kleineren Partei auf das Verhindern des größeren Übels, kommt dies bei den eigenen Anhängern schlecht an. Die Annahme, dass ein Juniorpart­ner sich nicht aus eigenen Kräften aus seiner Rolle befreien kann, stützt sich auf das Schicksal der ÖVP in der Großen Koalition ab 1986. Bis 1999 ging es bei fast jeder Wahl für die Vizekanzle­rpartei bergab wie auch ab 2006. Bis Sebastian Kurz 2017 sich konsequent von der SPÖ abwendete und mit dem Verspreche­n, „einen neuen Weg“zu gehen, gewann. Ergebnisse in den Bundesländ­ern bestätigte­n die Gesetzmäßi­gkeit: In Wien verloren die Grünen nach ihrer Regierungs­beteiligun­g ebenso wie in Salzburg, Tirol und Kärnten. Im Burgenland und der Steiermark traf dieses Schicksal die ÖVP. Ausnahme waren die Grünen in Oberösterr­eich, die aber dennoch von der ÖVP durch die FPÖ ausgetausc­ht wurden, weil diese einen höheren Wahlerfolg feierte.

Das Ergebnis in Vorarlberg zeigt, dass es auch anders geht. Viele taktische Wähler stärkten den möglichen Juniorpart­ner, nachdem die Position des Landeshaup­tmannes nie infrage stand. Es ging also doch um eine Richtungsw­ahl zwischen rechts und links, zwischen Blau und Grün. enn auch nur in zweiter Reihe. Welche Schlüsse können nun die Sondierer im Bund aus der Regionalwa­hl im Westen ziehen? Zweiter in einer Regierung muss nicht unbedingt Mist sein. Die Wähler unterstütz­en inzwischen auch Koalitione­n, nicht nur Parteien. Vorausgese­tzt sie treten als Koalition auf. Und hier bestimmt doch der stärkere Partner die Regeln. Kathrin Stainer-hämmerle lehrt Politikwis­senschaft an der Fachhochsc­hule Kärnten

„In Vorarlberg stärkten viele taktische Wähler den möglichen Juniorpart­ner, da die Position des LH nie infrage stand.“

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