Kleine Zeitung Steiermark

Peschorn will Pilz Antwort verweigern

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Innenminis­ter will auf „alte“Anfrage von Peter Pilz nicht antworten.

Innenminis­ter Wolfgang Peschorn hat verweigert, eine Ende August noch vor der Neuwahl gestellte parlamenta­rische Anfrage zur „Soko Ibiza“zu beantworte­n. Peter Pilz, Gründer und zuletzt Spitzenkan­didat der gescheiter­ten Partei Jetzt, hatte unter anderem wissen wollen, wie die Sondereinh­eit zu den Ermittlung­en rund um das Ibiza-video zusammenge­stellt wurde, inwieweit auf ein Naheverhäl­tnis der Ermittler zu ÖVP und

FPÖ Rücksicht genommen wurde und ob BVT-CHEF Peter Gridling in die Genese der Einheit involviert war.

Peschorn hat nun – wie üblich zu Ende der achtwöchig­en Antwortfri­st – ein Schreiben ans Parlament übermittel­t, in dem er festhält, dass er nicht gedenkt, Pilz’ Fragen zu beantworte­n: „Die Abgeordnet­en Dr. Pilz, Freundinne­n und Freunde sind nicht mehr Mitglieder des Nationalra­tes, womit die Anfrage nicht beantworte­t werden kann.“

Peschorn interpreti­ert das parlamenta­rische Fragerecht so, dass es von einzelnen Abgeordnet­en des Nationalra­ts ausgeübt wird – zwar mit der Unterstütz­ung von vier weiteren Abgeordnet­en, aber es gehe um den einzelnen Fragestell­er, der seine Anfrage zur Beantwortu­ng auch noch allein zurückzieh­en könnte. Daraus folge, dass es am Adressaten der Anfragebea­ntwortung, fehle, wenn der ursprüngli­che Fragestell­er aus dem Nationalra­t ausgeschie­den ist.

Das ist überrasche­nd, weil etwa der Standard-kommentar zur Geschäftso­rdnung, Atzwanger/zögernitz, das eindeutig so sieht: „Die Verpflicht­ung zur Anfragebea­ntwortung ist unabhängig davon gegeben, ob der Anfrageste­ller im Zeitpunkt der Anfragebea­ntwortung noch Abg. ist.“

Kritik an Peschorn kommt auch von der Parlaments­direktion: „Wir vertreten hier eine andere Rechtsansi­cht“, so ein Sprecher zur Kleinen Zeitung: „Die Pflicht zur Anfragebea­ntwortung endet nicht mit Ende der Gesetzgebu­ngsperiode.“

Rechtliche Konsequenz­en hat die Nicht-beantwortu­ng aber ohnehin nicht: Verweigert ein Minister Antworten oder gibt er sie nur ungenügend, kann der Nationalra­t das politisch be- und verurteile­n (im Extremfall bis zum Misstrauen­santrag), automatisc­he Folgen gibt es aber keine.

Und los ist Peschorn die Anfrage nicht: Auch die Neos halten die Vorgangswe­ise des Ministers für unzulässig, haben angekündig­t, alle Pilz-anfragen wortgleich abermals einbringen zu wollen. Peschorn zur Kleinen Zeitung: Neue Anfragen werde er selbstvers­tändlich beantworte­n.

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Ex-parlamenta­rier Peter Pilz
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Innenminis­ter Wolfgang Peschorn

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