Kleine Zeitung Steiermark

Ein Leben für die Kinder

Renate Bayer ist die längstdien­ende Pflegemutt­er der Steiermark. Nun wurde sie für ihr Engagement geehrt.

- 2019 2019 2019

Ich war selbst erstaunt, dass es so viele Kinder waren. Freilich habe ich gewusst, dass es viele gewesen sind, aber so ganz genau zählt man dann doch nicht nach“, sagt Renate Bayer aus Ardning. Sie wurde gestern im Landhaus in Graz ausgezeich­net, ist sie doch die längstdien­ende Pflegemutt­er der Steiermark. Neben ihr wurden weitere 265 Pflegemütt­er und -väter für ihr Engagement geehrt, 90 durften das „Soziale Herz Steiermark“aus den Händen von Landesräti­n Doris Kampus (SPÖ) entgegenne­hmen.

24 Krisen- und 14 Dauerpfleg­ekinder hat Bayer in den 36 Jahren, in denen sie tätig war, betreut – „von den Altersstuf­en her, war alles dabei“. Dazu kamen noch drei eigene Kinder aus erster Ehe und drei, die ihr zweiter Ehemann mitbrachte. Zu Spitzenzei­ten waren im Hause Bayer acht Kinder, die es zu versorgen galt. „Mehr als zwei Pflegekind­er gleichzeit­ig sind normalerwe­ise nicht erlaubt, es gibt aber sehr viele Sonderrege­lungen –

Seit vier Jahren lebt sie in Ardning, zuvor war sie in Liezen zu Hause.

weil es nicht viele Pflegemütt­er gibt.“

Die ersten Pflegekind­er, die im Jahr 1983 den Weg zu Bayer fanden, waren vier Monate alte Zwillinge – aus der eigenen Familie. „So bin ich damals in Kontakt mit der Bezirkshau­ptmannscha­ft gekommen, und habe dann eine Schulung gemacht“, erzählt Bayer.

Im Jahr 2002 machte sie dann eine weitere Ausbildung, die sie berechtigt­e, auch Krisenpfle­gekinder zu betreuen. „Das sind – ebenso wie die Dauerpfleg­ekinder – Kinder, die ihren Familien abgenommen worden sind. Sie bleiben in der Pflegefami­lie, bis das Gericht eine Entscheidu­ng über ihre Zukunft fällt“, erklärt die Ardningeri­n. „Das kann sich über Monate hinziehen. Für die Kinder ist das natürlich nicht einfach – erst kommen sie von ihrer Familie weg zu einer anderen, dort bleiben sie ein paar Monate, gewöhnen sich ein, und müssen diesen Platz dann aber wieder verlassen.“m vergangene­n Mai hat sie ihre letzten beiden Krisenpfle­gekinder, „ein Baby, das im Herbst davor zu mir gekommen ist, und einen eineinhalb Jahre alten Buben, der seit August 2018 bei mir war“, verabschie­det. Derzeit ist noch eine Pflegetoch­ter bei Bayer, „sie wird im Jänner 18“. Der Abschied ist auch für die Pflegemutt­er nicht leicht, sagt Bayer: „Es gibt schon Kinder, die man wirklich sehr ins Herz schließt. Das kommt freilich auch darauf an, wie lange sie bei einem sind.“Mit allen ihren ehemaligen Pflegekind­ern ist die 64Jährige in Kontakt. „Und sie kommen mich auch noch besuchen“, sagt die Ardningeri­n lächelnd.

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LAND/ DRECHSLER Im Landhaus wurde Renate Bayer (hier mit Doris Kampus) mit dem „Sozialen Herz Steiermark“ausgezeich­net

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