Ein Leben für die Kinder
Renate Bayer ist die längstdienende Pflegemutter der Steiermark. Nun wurde sie für ihr Engagement geehrt.
Ich war selbst erstaunt, dass es so viele Kinder waren. Freilich habe ich gewusst, dass es viele gewesen sind, aber so ganz genau zählt man dann doch nicht nach“, sagt Renate Bayer aus Ardning. Sie wurde gestern im Landhaus in Graz ausgezeichnet, ist sie doch die längstdienende Pflegemutter der Steiermark. Neben ihr wurden weitere 265 Pflegemütter und -väter für ihr Engagement geehrt, 90 durften das „Soziale Herz Steiermark“aus den Händen von Landesrätin Doris Kampus (SPÖ) entgegennehmen.
24 Krisen- und 14 Dauerpflegekinder hat Bayer in den 36 Jahren, in denen sie tätig war, betreut – „von den Altersstufen her, war alles dabei“. Dazu kamen noch drei eigene Kinder aus erster Ehe und drei, die ihr zweiter Ehemann mitbrachte. Zu Spitzenzeiten waren im Hause Bayer acht Kinder, die es zu versorgen galt. „Mehr als zwei Pflegekinder gleichzeitig sind normalerweise nicht erlaubt, es gibt aber sehr viele Sonderregelungen –
Seit vier Jahren lebt sie in Ardning, zuvor war sie in Liezen zu Hause.
weil es nicht viele Pflegemütter gibt.“
Die ersten Pflegekinder, die im Jahr 1983 den Weg zu Bayer fanden, waren vier Monate alte Zwillinge – aus der eigenen Familie. „So bin ich damals in Kontakt mit der Bezirkshauptmannschaft gekommen, und habe dann eine Schulung gemacht“, erzählt Bayer.
Im Jahr 2002 machte sie dann eine weitere Ausbildung, die sie berechtigte, auch Krisenpflegekinder zu betreuen. „Das sind – ebenso wie die Dauerpflegekinder – Kinder, die ihren Familien abgenommen worden sind. Sie bleiben in der Pflegefamilie, bis das Gericht eine Entscheidung über ihre Zukunft fällt“, erklärt die Ardningerin. „Das kann sich über Monate hinziehen. Für die Kinder ist das natürlich nicht einfach – erst kommen sie von ihrer Familie weg zu einer anderen, dort bleiben sie ein paar Monate, gewöhnen sich ein, und müssen diesen Platz dann aber wieder verlassen.“m vergangenen Mai hat sie ihre letzten beiden Krisenpflegekinder, „ein Baby, das im Herbst davor zu mir gekommen ist, und einen eineinhalb Jahre alten Buben, der seit August 2018 bei mir war“, verabschiedet. Derzeit ist noch eine Pflegetochter bei Bayer, „sie wird im Jänner 18“. Der Abschied ist auch für die Pflegemutter nicht leicht, sagt Bayer: „Es gibt schon Kinder, die man wirklich sehr ins Herz schließt. Das kommt freilich auch darauf an, wie lange sie bei einem sind.“Mit allen ihren ehemaligen Pflegekindern ist die 64Jährige in Kontakt. „Und sie kommen mich auch noch besuchen“, sagt die Ardningerin lächelnd.
I
9263