Der Maler im Mahler-saal
Ausnahmetenor Herbert Lippert blickt mit Gemälden auf die Staatsoperngeschichte in der Ära Meyer zurück.
Andere gehen fischen, ich gehe malen“: So erklärt Herbert Lippert im Blog der Wiener Staatsoper, wie er sich etwa nach anstrengenden Proben am besten erholt. Der gebürtige Linzer, der zu den gefragtesten lyrischen Tenören unserer Zeit zählt, hatte bereits mit 18 Jahren als Gymnasiast seine erste Ausstellung. Mittlerweile blickt er trotz Engagements in aller Welt auf 40 Jahre intensive Beschäftigung mit Öl- und Aquarellmalerei zurück.
1984 wurde Lippert Mitglied des Studios der Staatsoper und in der Folge Ensemblemitglied des Hauses, wo der Grammy-gewinner (1997 für den David in Wagners „Meistersingern“) insgesamt schon 34 Partien sang und bis heute tätig ist. Kein Wunder also, dass der 62Jährige in den Reigen der Abschiedsgrüße für Dominique Meyer (64) einstimmt, der ja nach der aktuellen Saison scheidet und an die Mailänder Scala weiterzieht. Lippert präsentiert in der Schau „Blickwinkel Oper: Ära Meyer – 10 Jahre Staatsoperngeschichte in Bild und Ton“nicht nur einen sängerischen, sondern auch einen gemalten Rückblick.
Die Schau im Gustav-mahler-saal zeigt bis 5. Jänner großformatige Gemälde, die von Staatsopernproduktionen inspiriert sind, in denen Lippert selbst mitgewirkt hat – von Paul Hindemiths „Cardillac“über Alban Bergs „Lulu“bis zur „Ariadne auf Naxos“von Richard Strauss.
„Die selbst gesungenen Melodien in farbprächtigen Bildern umzusetzen, ist eine intensive und vielschichtige Auseinandersetzung mit der Kunst, die mir eine immense Freude macht und ein neues Verständnis für die Musik bringt“, sagt Herbert Lippert. Bei der Vernissage am Sonntag wird er, begleitet von der moldawischen, an der Kunstuniversität Graz ausgebildeten Pianistin Sasha Goloubitskaia (39), freilich auch als Sänger auftreten.