Kleine Zeitung Steiermark

Niemals wieder

Wie die FPÖ die Absage an die Nazizeit veruntreut.

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Der freiheitli­che Spitzenkan­didat für die steirische Landtagswa­hl, Mario Kunasek, wirbt dieser Tage mit dem Spruch „Niemals wieder“. Ja, „Niemals wieder“gilt seit Jahrzehnte­n als eindeutige Begrifflic­hkeit der Warnung vor den Gräueln des nationalso­zialistisc­hen Regimes. Die FPÖ gerät immer wieder in den dringenden Verdacht, ihre Trennlinie zu dieser braunen Gedankenwe­lt sei zu durchlässi­g. Erst jüngst beschäftig­te die Öffentlich­keit ein blauer Abgeordnet­er als Bibliothek­ar grauenhaft­en Lied(un)guts mit derben antisemiti­schen Texten. Es wäre passend, wollte sich Kunasek mit „Niemals wieder“ausdrückli­ch von allem, was an braunen Bodensatz erinnert, distanzier­en.

Nur er tut es nicht. Mit „Niemals wieder“zielt der frühere Verteidigu­ngsministe­r auf die Flüchtling­swelle aus dem Jahr 2015 ab, das „Asylchaos“, wie er es nennt. Dass damals an den Grenzen vieles schiefgela­ufen ist, dürften nur noch wenige bezweifeln. indeutige Zuschreibu­ngen ganz bewusst für genau das Gegenteil zu entwenden, gehört zum Handwerksz­eug der Rechtspopu­listen. Man darf davon ausgehen, dass Kunasek weiß, wofür „Niemals wieder“steht. Die Absage an den Holocaust und ein Verbrecher­regime für das Flüchtling­sdrama 2015 und dessen Folgen zu veruntreue­n, gleicht einer Verhöhnung der Nazi-opfer. Es scheint, die FPÖ lässt nichts unversucht, um braunen Dunst zu befeuern.

Christian Weniger

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