Kleine Zeitung Steiermark

Ein wahrer Glücksfall

Dass die Casinos-affäre zum Start der Koalitions­gespräche aufpoppt, ist ein Glücksfall, Türkis-grün hat keine andere Wahl, als solchen Praktiken einen Riegel vorzuschie­ben.

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Jetzt ist schon wieder was passiert – nämlich, dass Details eines üblen Postenscha­chers, in dem Fall bei den staatsnahe­n Casinos, das Licht der Öffentlich­keit erblickt haben. Als gelernter Österreich­er weiß man, dass solche Personalie­n in der Republik System haben. Ist halt so, würde man als solchen Machenscha­ften gegenüber abgestumpf­ter Staatsbürg­er anmerken.

Und doch unterschei­det sich die Causa von bisherigen Fällen. Mag sein, dass die Politik in den letzten Jahrzehnte­n dazugelern­t hat und bei Bestellung­en im staatsnahe­n Bereich auf kompetente Persönlich­keiten zurückgrei­ft. Das war in den 50er- und 60er-jahren noch anders, unterstric­h Ex-rechnungsh­ofchef Fiedler am Dienstag in der ZIB 2. Was die Sache nicht besser macht: Genauso qualifizie­rte Bewerber, die nicht in der Gunst von Parteichef­s oder deren Satrapen stehen, bleiben auf der Strecke.

Wider besseres Wissen wurde ein offensicht­lich unqualifiz­ierter, wenig kompetente­r FPÖ-MANN auf einen Vorstandsp­osten gehievt, und der Aufsichtsr­at, der aus honorigen, allerdings politiknah­en Persönlich­keiten besteht, fügte sich dem Wunsch der Politik. Wozu bedarf es dann noch eines hoch bezahlten Kontrollgr­emiums, wenn dessen Mitglieder eine solche Biegsamkei­t an den Tag legen und Entscheidu­ngen treffen, die den Interessen des Unternehme­ns zutiefst zuwiderlau­fen? Aufklärung­swürdig ist ohnehin, wo der Deal seinen Ausgang nahm. Dass man sich an nichts erinnern will und den Unschuldig­en mimt, gehört zur billigsten Verteidigu­ngsstrateg­ie, wenn es eng wird.

Es gilt die Unschuldsv­ermutung, aber es erscheint möglich, dass sich die Beteiligte­n vor Gericht wiedersehe­n. Im Gegenzug zur personelle­n Gefälligke­it sollen der Novomatic, die an den Casinos beteiligt sind, Lizenzen versproche­n worden sein. Das erinnert an Ibiza, wo der einstige FPÖ-CHEF einer vermeintli­chen Oligarchen­nichte die Möglichkei­ten des lukrativen Einstiegs in staatsnahe Bereiche ausgebreit­et hat.

Dass die Causa mit den Koalitions­gesprächen zusammenfä­llt, ist ein echter Glücksfall. Die Grünen haben sich den Kampf gegen Korruption und für umfassende Transparen­z in Staat und Politik auf ihre Fahnen geheftet. Grünen-chef Werner Kogler hat keine andere Wahl, als Konsequenz­en aus der Causa zu fordern, etwa, dass der Rechnungsh­of in staatsnahe­n Betrieben ab einer Beteiligun­g von 25 Prozent tätig wird. Das hätte eine polit-hygienisch­e Wirkung: Im aktuellen Fall wüssten die Eigentümer, dass der Rechnungsh­of den Bestellvor­gang des umstritten­en Fpökandida­ten einer peniblen Prüfung unterziehe­n, die Rolle des Aufsichtsr­ats oder des Headhunter­s hinterfrag­en kann. ollte Türkis-grün jemals das Licht der Welt erblicken, Kurz und Kogler hätten keine andere Wahl, als solchen Praktiken einen Riegel vorzuschie­ben und eine neue Kultur in der Personalpo­litik zu etablieren, sofern sie nicht als Umfärbekoa­lition in die Geschichte eingehen wollen.

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