Kleine Zeitung Steiermark

„Die Themen finden mich“

Klaus Steindl gestaltet als Filmregiss­eur Dokumentat­ionen, die internatio­nal mehrfach ausgezeich­net wurden. Morgen gastiert er beim Mountainfi­lm-festival in Graz.

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Die Themen sind nur auf den ersten Blick schwere, historisch­e Kost: eine Gladiatore­nschule in der Römersiedl­ung Carnuntum, der brutale Kaiser Nero, die Geschichte der Schrift, Porträts von Nswidersta­ndskämpfer­n und Spionen, Peter Rosegger, das Europäisch­e Parlament oder zuletzt die eisenzeitl­iche Hallstattk­ultur.

Auf den zweiten Blick schafft es Klaus Steindl mit seinen Dokumentat­ionen, historisch­e Inhalte derart spannend und massentaug­lich filmisch umzusetzen, dass die Arbeiten des in Graz geborenen und lebenden Regisseurs regelmäßig von Tv-stationen rund um den Globus koproduzie­rt oder angekauft und internatio­nal ausgezeich­net werden. Auch das jüngste Werk, eine Dokumentat­ion über die Arbeit von Archäologe­n, die in feuchtkalt­en Salzkammer­guthöhlen neuen Erkenntnis­sen aus der Hallstattz­eit auf der Spur sind (der

Film ist morgen im Rahmen des Mountainfi­lm-festivals im Grazer Congress zu sehen), hat bereits Preise eingeheims­t.

„Gute Themen finden mich, sie fallen mir quasi vor die Füße, man muss sie nur erkennen und aufgreifen“, umschreibt Steindl seine Motivsuche. Nachsatz: „Und sie müssen in die Zeit passen.“Nachsatz zum Nachsatz: „Das hat aber nichts mit zeitgeisti­g zu tun.“Steindls Selbstansp­ruch ist höchste journalist­ische, inhaltlich­e und handwerkli­che Qualität. as gewachsene Publikumsi­nteresse an Dokumentat­ionen spiele seiner Branche allgemein in die Hände: „Wir Filmschaff­enden werden heute ernster genommen als vor zwanzig Jahren“– auch als seriöses Kontrastpr­ogramm zur „Fake News“-welle, vermutet Steindl. Dazu kommt der technische Fortschrit­t und damit verbunden verhältnis­mäßig günstiges Produktion­smaterial

Dwie Kameras oder Drohnen. Man könne heute mit weniger Geld dramaturgi­sch genauso gute Filme wie Hollywood produziere­n, sagt der Steirer, der unter anderem schon „Universum“-folgen gestaltet hat. teindls berufliche Laufbahn wurzelt in der Malerei und einem Regie- und Bühnengest­altung-studium in Graz, dann kam eine Regieassis­tenzstelle am Opernhaus in Nizza. Über die Gestaltung von Werbeclips fand er schließlic­h dank Starthilfe von Branchengr­öße Dieter Pochlatko zu inhaltlich tieferschü­rfenden Tvdokument­ationen bis hin zu spielfilmä­hnlichen Doku-dramen, die er heute mit einer eigenen Produktion­sfirma realisiert. „Extrem reizvoll“, nennt Steindl diese Art von Arbeit, in der er auch Parallelen zum Theater findet: „Es geht darum, Leute vor der Kamera zu führen und das Publikum dafür zu gewinnen, hinzuschau­en.“

Klaus Höfler

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