Takfiristen: selbst für den IS zu radikal
Religiöser Führer der Taqwa-moschee war ein Vertreter der Sekte der Takfiristen.
Ich erkläre Ihnen ...“, sagt der Angeklagte immer wieder. Das Predigen lässt der 44-jährige Bosnier mit dem Predigernamen Abu Muhammad auch im Gerichtssaal nicht. Er wird von Mitgliedern der Grazer Taqwa-moschee als ihre „religiöse Autorität“und als Oberhaupt ihrer Gemeinde bezeichnet. „Sie sind mir gefolgt“, räumt er ein.
Er gehört laut Anklage der Ideologie des Takfirismus an, die alle, selbst Muslime, die sich nicht an ihre strenge Vorstellung vom Islam halten, zu Ungläubigen erklärt. Laut Gutachter ist das die wohl gefährlichste und extremistischste Gruppierung innerhalb des Islamismus. Einige Takfiristen haben so unter der syrischen Zivilbevölkerung gewütet, dass sie selbst dem IS zu fanatisch und grausam waren und hingerichtet wurden.
Spätestens ab diesem Zeitpunkt distanzierte sich Abu Muhammad vom IS. „War Ihnen der IS zu wenig radikal?“, fragt der Vorsitzende Richter.
Er antwortet mit einem Beispiel vom Hitler-attentäter Stauffenberg. „Ich erkläre Ihnen ...“– „Identifizieren Sie sich mit den hingerichteten Takfiristen?“, fragt der Staatsanwalt. Es gebe teilweise Übereinstimmungen. – „Stimmen Sie mit dem überein, was diese Leute getan haben?“, setzt der Richter nach. „Nein, natürlich nicht.“
Er habe sich auch gegen den bewaffneten Jihad ausgesprochen. „Warum sind dann so viele ausgereist?“, fragte der Richter. Von Taqwa immerhin 38 Personen, rund ein Drittel der Gemeinde. „Wenn jemand nicht ausgereist ist, dann wegen meiner Bücher.“
Ein Mitangeklagter kommt in Erklärungsnot, weil bei ihm Hitlers „Mein Kampf“gefunden wurde. Er bestreitet aber, Juden und Christen zu hassen, aber die „Psychologie der Faschisten“habe ihn interessiert.
Der Prozess geht am Montag weiter. Von den elf Angeklagten wurden erst vier befragt. Danach folgen Zeugen und Sachverständige – Urteil frühestens Ende November.