Sich selbst erklärt
„selbsterklärend“werden. Holzinger, der sich seit rund zehn Jahren mit diesen Fragen befasst, wurde nun als Gastprofessor nach Kanada berufen: „Kanada ist beim Thema der künstlichen Intelligenz seit jeher weltweit ganz vorne. Eben bauen sie ein Labor auf, das mit der Entscheidungsfindung von maschineller Intelligenz befasst. Und da sind wir Europäer jetzt plötzlich wegen der DSGVO besonders gefragte Leute“.
Andreas Holzinger, Medizinuni Graz
Mustererkennung und -analyse ist ein Thema in vielen Bereichen – virtuelles Fahren, Sicherheit etc. Und eben auch in der
Medizin. Smarte Software, die beispielsweise Gewebebefunde analysieren kann, müsse man jetzt dazu bringen, dass sie „erklärt“, was sie tut. Wie kann man sich das vorstellen? „Zum Beispiel könnte die Software jene Gebiete auf einem Bild markieren, die für sie besonders relevant waren“, sagt Holzinger.
Für den Forscher ist klar, dass der Computer nur unterstützend wirken kann, der menschliche Mediziner werde immer Vorrang haben. Aber man müsse neue Tools entwickeln, man müsse Schnittstellen zu den Ärzten entwickeln und vieles mehr.
Letztlich werde die Software wohl eine Art Zertifizierung machen müssen, und dazu benötige man entsprechende Testmöglichkeiten. „Die Medizin ist ja keine exakte Wissenschaft. Deshalb ist es notwendig, dass man spezielle Testdaten entwickelt, die eine Art Grundwahrheit zeigen“, sagt Holzinger. Er selbst hat eine Art „Schweizermesser“für selbstlernende Software und neuronale Netze entwickelt.
Der Informatiker, der sich schon immer für die Schnittstelle von Medizin und Informatik interessiert hat, warnt vor übertriebenen Vorstellungen. „Ein Algorithmus hat keine Weltvorstellung, er kann nicht in Konzepten denken. Dazu benötigt man den Menschen.“