Kleine Zeitung Steiermark

Von Hochmut und einem tiefen Fall

- Von Roman Vilgut

Wework war eines der wertvollst­en Start-ups der Welt. Binnen weniger Wochen wurde es zum Sanierungs­fall.

Wer in eine Zweigstell­e von Wework kommt, hat den Eindruck, in ein hippes Kaffeehaus zu gehen und nicht ins „Büro“. In der Mitte steht eine Theke mit Bier, Kaffee und Süßkram zur freien Entnahme, auf den Tischen sitzen junge Menschen mit offenen Laptops. Zwischen 200 und 400 Euro im Monat kostet der Platz in lockerer Atmosphäre, dazu bekommt man Zugang zu Standorten in 123 Städten. Und man wird Teil der „We-community“. Bei Tech-start-ups kommt das gut an. Und so wurde Wework schnell ebenfalls als Tech-start-up gesehen.

2010 in New York von Adam Neumann und Miguel Mckelvey gegründet, spezialisi­erte sich das Unternehme­n auf die Vermietung von Co-working Spaces. Wework hat dabei selbst keine Immobilien. Vielmehr werden große Räume gepachtet und weiterverm­ietet. Mit diesem Geschäftsm­odell wuchs das Unternehme­n bis 2015 auf rund 23.000 zahlende Kunden, hatte Niederlass­ungen in 32 Städten und eine Bewertung von 10 Milliarden US-DOLlar. Mit dem Einstieg des Technologi­ekonzerns Softbank 2017 ins Unternehme­n kletterte der Firmenwert bis Jänner 2019 auf rund 47 Milliarden Us-dollar. Dabei hat Wework noch nie Gewinn geschriebe­n.

Zum Vergleich: Weworks größter Konkurrent ist IWG, besser als Regus bekannt. Ein im Gegensatz zu Wework profitable­s Unternehme­n mit vergleichb­arem Konzept, mehr Standorten und mehr Kunden. Dennoch wird es nur mit rund 3,7 Milliarden bewertet. Das böse Erwachen kam für die Investoren, als

auf Airbnb laut dem Projekt „Inside Airbnb“mehr als verzehnfac­ht. Das Projekt sammelt seit Jahren Daten über Airbnb, eine ausführlic­he Auswertung dieser Daten haben wir unter interaktiv.kleinezeit­ung.at zusammenge­stellt.

Das Verhältnis der Stadt Wien zur Plattform ist dafür unterkühlt. Die Stadtregie­rung brachte ein neues Gesetz auf den Weg, seit 2017 sind Buchungspl­attformen à la Airbnb verpflicht­et, die Daten der Vermieter an die Stadt weiterzuge­ben. Alternativ konnten die

Plattforme­n auch eine Ausnahme mit dem Rathaus vereinbare­n, etwa eine gesammelte Überweisun­g der Ortstaxe. Mit den meisten konnte sich die Stadt so einigen, mit Airbnb nicht. Im Sommer verkündete Wirtschaft­sstadtrat Peter Hanke, die Stadt stehe für keine weiteren Verhandlun­gen zur Verfügung. Daran habe sich bis heute nichts geändert, heißt es aus dem Büro von Hanke. Gegen die Strafe, die wegen der fehlenden Datenweite­rgabe verhängt wurde, ist Airbnb zurzeit in Berufung. Peter Schöggl

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