Schockstarre nach Herbitschek-insolvenz
Lokalaugenschein in Ratten: „Depressiv wie nach dem Tod des Pfarrers“sei die Stimmung im Dorf, sagt der Bürgermeister.
Knapp 1200 Einwohner hat Ratten. Café, Gemischtwarengeschäft, Bank, praktischer Arzt, Tier- und Zahnarzt, Fleischerei, Bäckerei, Drogeriemarkt, Trafik, Landring, drei Friseure und ein Gasthaus – alles da. Dazu drei große Arbeitgeber, von denen einer, die Baufirma Herbitschek, in die Pleite geschlittert ist (wir berichteten). Etliche Familien im Ort leben vom Einkommen in diesem Betrieb, sie warten noch auf ihre Löhne. „Bei der Betriebsversammlung haben sie uns gesagt, dass die Banken uns einen erweiterten finanziellen Rahmen geben sollen, bis die Löhne kommen“, sagt ein Mitarbeiter, der nicht genannt werden will. Die Überziehungszinsen werde Herbitschek zahlen, habe es geheißen.
Die Pleite ist Dorfgespräch: so auch bei der Schnapserrunde im Gasthaus Albert. „Das ist ein Schock“, sagen die Herren. Herbitschek sei eine „gute Firma“. Das meint auch Bettina Albert, die Juniorchefin des Gasthauses, die wir beim Friseur antreffen: „Die Firmenleitung hat immer geschaut, dass es für die Mitarbeiter gepasst hat. Ich glaube nicht, dass komplett zugesperrt wird.“Zwischendurch müssen wir das Föhngeräusch überschreien. „Tragisch“, schreit auch Friseur-chefin Gudrun Kern herüber, sei das für den ganzen Ort, „wo sollen wir die Leute im Ort unterbringen?“
Die Stimmung im Dorf sei „depressiv, so, wie nach dem plötzlichen Tod des Pfarrers 2014“, sagt Bürgermeister Thomas Heim (SPÖ). 120.000 Euro Kommunalsteuern kämen durch Herbitschek im Jahr an die Gemeinde. „Ich habe mit dem Michael Schickhofer gesprochen, damit uns geholfen wird“, sagt er. Aber man stünde zu Herbitschek, wie Herbitschek bisher zur Gemeinde gestanden sei.