Anecken erwünscht
Robert Hautz leitet das Kircheneck in der Grazer Innenstadt, ein Treffpunkt für Fragende und Suchende.
Reden, begegnen, fragen“– dieses Ziel setzt sich das Kircheneck in der Grazer Herrengasse 23 – und das seit 20 Jahren: „Wir waren die erste Citypastoral-einrichtung in Österreich. Es war eine Reaktion auf die Veränderungen in der Gesellschaft und in der Kirche“, erzählt der heutige Leiter Robert Hautz. Entsprechend will das Kircheneck einen barrierefreien (im doppelten Sinn), unverbindlichen und informativen Zugang für kirchennahe, aber auch -ferne Passanten bieten. „Unsere Besucher wollen etwa wissen, wie sie Firmpate werden können oder wo sie eine Taufkerze herbekommen.“Die größere Gruppe machen aber jene aus, die auf der Suche nach einem guten Gespräch sind – theologische Fragen wie zum Leben nach dem Tod inklusive. „Für uns ist wichtig, von der Lebenswelt der Menschen auszugehen“, betont der Theologe. „Rund um Allerheiligen konnten Interessierte von uns etwa erfahren, was ihr Name eigentlich bedeutet und von welchem Heiligen er sich ableitet.“um wahren Renner ist „das Wort Gottes zum Mitnehmen“geworden, die Bibelsprüche des Kirchenecks: „Jeder, der vorbeigeht, kann sich einen nehmen.“Hautz’ eigener Lieblingsspruch ist eine Stelle aus dem Matthäusevangelium: „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid. Ich werde euch Ruhe verschaffen.“
Etwas, das auch das Kircheneck ganz großschreibt: „Immer wieder kommen Menschen zu uns, die einfach ihr Herz aus
Zschütten wollen“, meint der 52Jährige. „Viele verabschieden sich bald. Wenn wir dann sagen, dass sie gerne bleiben können, sind sie erstaunt, dass jemand mehr als nur ein paar Minuten zum Zuhören hat.“
1400 Gespräche führen Hautz und sein 14-köpfiges Team an Ehrenamtlichen jedes Jahr. Eines gilt dabei für jedes Gespräch: „Unvoreingenommen auf die Menschen zugehen und ihnen auf Augenhöhe begegnen.“mmer wieder gebe es auch Leute, die ihren Groll auf die katholische Kirche abladen wollen, wobei bei den meisten eine persönliche Erfahrung in oder im engeren Umfeld der Kirche dahinterstünde. Nach dem Gespräch würden viele leichter weggehen.
Hautz’ eigenes Verhältnis zur Kirche hat sich im Laufe des Lebens verändert: Als er plötzlich seinen Sport nur noch eingeschränkt ausüben konnte, fiel er in ein Loch. „Bekannte haben mich dann auf die Gemeinschaft Emmanuel (charismatische Erneuerungsbewegung, Anm.) aufmerksam gemacht. Da habe ich lebendige Kirche kennengelernt.“Es folgten ein Theologiestudium und die Arbeit als Pastoralassistent in der Innsbrucker Dompfarre.
2005 folgte dann der Ruf nach Graz, der ihn auch in seinem „zweiten Beruf“, der Holzbildhauerei, neue Zugänge bescherte: „Durch den Kontakt zu unterschiedlichsten Künstlern in der Steiermark habe ich einen neuen Zugang gefunden, alte Motive mit neuer Formensprache umzusetzen.“Etwas, das wohl für das Kircheneck auch gilt ...
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Josef Fröhlich