Zur Person
Claudia Wolfschöffmann ist Lehrergewerkschafterin der FCG. Für die ÖVP saß die 50-jährige Pädagogin im Kärntner Landtag. Wolf-schöffmann lebt in St. Veit/ Glan.
Lehrer per App bewerten klingt nach Strafzettel für Polizisten! Will man echte Qualitätsentwicklung über seriöse Feedbackmodelle, oder einen Türöffner für Lehrer-bashing? Man muss kein Sterndeuter sein, um negative Auswirkungen einer Lehrer-beurteilung per Handy-app vorauszusehen. Denn es ist nicht der Uber-fahrgast, der seinen Fahrer beurteilt, oder der Airbnbmieter, der sich über die Unterkunft echauffiert, sondern der beurteilte Schüler, der seinen Beurteiler beurteilt. Frei nach dem Motto: Lehrer vergeben Noten, Schüler vergeben Sterne. Dass das Beurteilen von Leistungen zum Tätigkeitsfeld eines Lehrers gehört, dass es dazu einer Ausbildung bedarf und es nach gesetzlichen Richtlinien zu erfolgen hat, unabhängig des aktuellen Gemütszustandes, wird leider ausgeblendet. Als ob man die Diagnose eines Arztes mit der seines Patienten gleichsetzen würde.
Laut App kann der Kunde (Schüler) ab der Sekundarstufe (NMS/AHS) seinen Dienstleister (namentlich genannte Lehrperson) öffentlich in unterschiedlichen Kategorien anonym bewerten. 1, 2, 3, 4, 5 Sterne gibt es für Unterricht, Fairness, Respekt, Motivationsfähigkeit, Geduld, Vorbereitung, Durchsetzungsfähigkeit und Pünktlichkeit einer Lehrerin oder eines Lehrers. Hierbei beurteilen z.b. zehnjährige Schüler die Vorbereitung ihres Lehrers für den Mathe-unterricht. Oder seinen Respekt! Die Aussagekraft einer derartigen Beurteilung mit ein paar Klicks steht sprichwörtlich in den Sternen. Die Auswirkung ist enorm. Lehrpersonen sind der Willkür, falschen Angaben und Eingriffen in ihre Persönlichkeitsrechte ausgesetzt. Datenschutzrechtlich äußerst bedenklich. Darum wird die Lehrergewerkschaft alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um Pädagoginnen und Pädagogen vor diffamierenden Behauptungen zu schützen. Das bedeutet aber nicht, dass eine Feedbackkultur von Haus aus negativ zu bewerten ist. Es muss aber ernst gemeint und seriös gemacht werden. Im Rahmen der Sicherung und Weiterentwicklung der Schul- und Unterrichtsqualität sind bereits Feedbacksysteme in Anwendung, die sich auf einen bestimmten Kreis Involvierter beschränken. Es gibt Fragebögen für Schülerinnen und Schüler mit eigenen Feedbackregeln, nach unterschiedlichen Schwerpunkten und Schularten differenziert. Denn Feedback ist ein wichtiges Instrument, um zu erfahren, wie das Lernen im Unterricht gelingt und was gemeinsam getan werden muss, um den Unterricht weiter zu verbessern.
Diesen Anspruch erfüllt diese Sternchen-app leider nicht!