Kinder, Küche, Karriere – bis zum Top-job in der EU
Wer ist Ursula von der Leyen und wie kam sie bis an die Spitze der Eu-kommission?
Ihr Name tauchte aus dem Nichts auf, ins Spiel gebracht vom französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron; sie selbst sei überaus überrascht gewesen, gab sie später zu. Die Deutsche Ursula von der Leyen tritt die Nachfolge von Jean-claude Juncker an der Spitze der Europäischen Kommission an, der mächtigsten Behörde Europas. Wenn ihr Team in eineinhalb Wochen vom Parlament abgesegnet wird, am 1. Dezember, wenn sie nachjustieren muss, mit Jahreswechsel.
Ursula von der Leyen, 61, siebenfache Mutter, Ärztin, Politikerin, steht im Zentrum der nun neu aufgelegten und überarbeiteten Biografie der Journalisten Ulrike Demmer und Daniel Goffart. Die designierte Präsidentin war im Lauf ihrer politischen Karriere (CDU) nicht nur Ministerin für Soziales, Familie und Gesundheit, für Arbeit sowie für Verteidigung, sie war auch schon in Deutschland zweimal davor, ganz nach oben zu kommen; einmal als Bundespräsidentin, einmal als Kanzlerin. Aus beiden Ämtern wurde nichts, der Eu-top-job ist eine späte Genugtuung dafür. as Autorenduo widmet einen größeren Teil des Buches den Erfolgen und Misserfolgen der Powerfrau in der deutschen Politik. Das mag für Nicht-deutsche nicht so interessant sein, gibt aber einen guten Einblick darüber, wie von der Leyen denkt und agiert. Das Buch ist keine Lobeshymne, sondern zeigt auch Fehlschläge auf und liefert kritische Anmerkungen, etwa was den Umgang mit der Öffentlichkeit im Allgemeinen und Journalisten im Besonderen betrifft.
Die Kapitel am Beginn der Biografie lesen sich dafür wie ein Roman à la „Buddenbrooks“. Ursula von der Leyen, genannt „Röschen“, wurde in Brüssel geboren, ihr Vater Ernst Albrecht war hoher Ewr-diplomat und wurde später Ministerpräsident von Niedersachsen. Ärzte und Kaufleute, Professoren und Politiker prägen die Familiengeschichte, erzählt wird von einer Kindheit auf Landgütern zwischen Pferdeställen und gediegener Ausbildung, zwischen adretter Ordnungsliebe und patriarchalischen Systemen. Am Ende findet sich ein Ausblick: Auf die neue Präsidentin kommt viel zu. Andreas Lieb
Ursula von der Leyen – Die Biografie. Piper-verlag,
256 Seiten, 12,40 Euro.
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