Kleine Zeitung Steiermark

Tommyxlewi­s

- Von Gerhard Hofstädter

Er sieht die Welt mit ihren Facetten anders, er polarisier­t wie kein anderer. Er ist anders. Er ist der Beste in seinem Hauptjob. Lewis Hamilton ist – unter anderem – Formel-1-weltmeiste­r. Sechs Mal.

Meine Kindheit in Laa/thaya war eine weitgehend freizügige. Ich war sicher nicht das, was man sich üblicherwe­ise unter einem Einzelkind vorstellt. Erstens hatte ich einen Bruder, der nur eine halbe Stunde gelebt hat, zweitens war mein Vater sehr sozial engagiert – das habe ich von ihm – er hat immer armen Kindern kostenlos Nachhilfe gegeben. Bei uns waren also immer Kinder im Haus. Und ich bin auf dem Land aufgewachs­en, war also häufig irgendwo in der Wildnis strawanzen. Ich bin zwar ziemlich frei aufgewachs­en, aber streng. Dass ich sehr disziplini­ert bin, verdanke ich sicher dieser Strenge. Meine Eltern waren beide keine besonders liebevolle­n Menschen. Das hängt sicher damit zusammen, dass der Vater meiner Mutter am ersten Tag des Ersten Weltkriegs gefallen ist. Meine Großmutter konnte ihre zwei Töchter als Zitherlehr­erin nicht erhalten und ging als Hausdame zu einem Baron, wodurch meine Mutter eine sehr gediegene Ausbildung erhielt. Sie war nicht nur Volksschul­lehrerin, sondern auch ausgebilde­te Pianistin. Ich saß immer bei ihr unter dem Flügel und bin heute noch ganz wild auf Klaviermus­ik. Meine Mutter konnte auch dichten und zeichnen, sie war ein sehr begabter, inspiriert­er Mensch.

Mein Vater war legendär: Er war Deutsch- und Englisch-professor und konnte insgesamt 27

Sprachen. Mein Vater hat bis zu seinem Tod noch Sprachen gelernt, einfach weil es ihn interessie­rt hat. Diese Disziplin und das Interesse an Sprachen habe ich von ihm.

Wir waren ein sehr intellektu­eller, künstleris­cher Haushalt. Ich bin da sehr gefördert worden. Wir hatten auch fast jeden Mittwoch Gäste: Ärzte, Professore­n, Künstler und Intellektu­elle gingen bei uns ein uns aus.

Ich habe immer gern gelernt, weil bei uns daheim viel gelesen und diskutiert wurde. Mein Vater war ein Polyhistor – dass ich heute eine 20.000-Bücher-bibliothek habe, verdanke ich zur Hälfte ihm, eine Hälfte habe ich von ihm geerbt.

Eine Familie im eigentlich­en Sinn waren wir nie, weil meine Eltern keinen großen Familien

hatten. Sie waren mit ihren eigenen Geschwiste­rn zerstritte­n: Meine Eltern hatten beide Schwestern, die sehr eifersücht­ig, neidig, intrigant und boshaft waren. Das ist auch einer der Gründe, warum ich mich immer sehr für Mediation und Konfliktlö­sung in Familien eingesetzt habe – weil ich weiß, wie unnötig solche Konflikte sind. Dass mein Vater immer wollte, dass ich männlich sozialisie­rt werde, hat sicher damit zu tun, dass ihm die eigene Schwester so auf die Nerven gegangen ist.

Knabengymn­asium maturierte, liegt auch an meinem Vater. Er meinte, dass ich im Mädchengym­nasium falsche Dinge lerne. In der Knabenschu­le war ich fast immer das einzige Mädchen, und als Tochter des Direktors hatte ich es hier sicher doppelt so schwer wie die anderen, weil sich keiner der Lehrer dem Vorwurf aussetzen wollte, er würde mich bevorzugen. Das war für mich aber nie ein Thema. In dieser Schule wurde uns vermittelt, dass uns die ganze Welt offensteht, dass wir alle Karrieresc­hritte machen können. Was für Mädchen in der Parallelsc­hule drüben wichtig war, war mir nicht wichtig. Ich habe zwar manchmal darüber gestaunt, fühlte mich hin und wieder auch benachteil­igt, weil die Mädchen so kokettiere­n konnten, aber das war nicht meine Welt. Meine Mutter hat damals schon Simone de Beauvoir gelesen – es war klar, dass ich studieren werde.

Mein Vater wollte, dass ich in seine Fußstapfen trete und Mittelschu­lprofessor­in werde, am besten unter seiner Kontrolle. Als ich mich gegen diese Karsinn

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Protokolli­ert von Daniela Bachal
Oben Klein Rotraud Angelika, rechts ein Bild mit den Eltern, die Hochzeit mit Reinhold Perner 1968 und 1982 (kirchlich) Protokolli­ert von Daniela Bachal
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