Unter Umständen
Letztens beim Friseur: Begegnung mit einem gefährlichen Text. Ein Illustriertenartikel gab Tipps für die achtsamere Selbstbehandlung. Punkt 3: „Setzen Sie öfter auf Eile mit Weile und kommen Sie auch einmal gemütlich zu spät!“
So was sollte ich nicht lesen. Ich habe nämlich Weile; von Natur aus. So sehr, dass mich Familie und Freunde seit Langem kalt belügen. Geburtstagsessen am Sonntag um eins? Mir sagen sie um zwölf. Kino beginnt um 19.30? Mir schreiben sie: nicht vergessen, 19 Uhr!!! Bis sie dann kommen, bin ich mit dem Popcorn schon fast fertig und hatte viel Zeit zum Nachdenken darüber, warum die korrekte Bestellformel eigentlich „Bitte eine mittlere Popcorn“lautet. Was für eine soll das sein: Portion, Füllung, Dosis? Oder gar eine bundesdeutsche Tüte?
Fragen, die unbeantwortet bleiben, weil da ist ja schon Uschka und lacht mich herzlich aus. Sehr witzig. Andererseits: Ich belüge mich auch selbst. In die Terminfunktion auf meinem Telefon trage ich berufliche Verabredungen immer eine Viertelstunde zu früh ein. Funktioniert aber nur, wenn ich bis zum Terminhinweis vergessen habe, ob die Uhrzeit ernst oder Selbstbetrug war. Das Einzige, was mir hülfe, wäre eine tägliche Portion/füllung/dosis Extraminuten, die ich mir über den Tag streuen kann, wie ich sie brauche. Davon würde ich unter Umständen sogar eine bundesdeutsche Tüte annehmen. UB