Kleine Zeitung Steiermark

„Provinz ist noch gut ausgedrück­t“

- Von Hubert Gigler und Michael Lorber

aber gleichzeit­ig die dringende Notwendigk­eit eines nationalen Trainings- und Kompetenzz­entrums. Und Foda war bemüht, seiner Forderung Nachdruck zu verleihen. iele Länder, auch kleinere, hätten Österreich in diesem Bereich bereits überholt. So erwähnte Foda das Beispiel des Qualifikat­ionsgegner­s Nordmazedo­nien. Hintergrun­d der Kritik des Teamchefs vor den Ohren des unter den Gästen befindlich­en Öfb-präsidente­n Leo Windtner ist die komplizier­te Suche nach einem geeigneten Hauptquart­ier für die Euro, dem Basecamp. Denn dafür wird grundsätzl­ich ein Ort in Österreich gesucht. Aber es mangelt an den Ansprüchen gerecht werdender Infrastruk­tur. Eine Anlage mit kurzen We

Vund in der unmittelba­ren Nähe eines Flughafens wäre wünschensw­ert. Auf Wien angesproch­en, drückte es Foda ziemlich drastisch aus. „Provinz ist noch gut ausgedrück­t.“ezüglich der sportliche­n Aussichten gibt Foda als realistisc­hes Maß den zweiten oder einen der besten dritten Plätze in der Em-gruppe aus, in der ein Gegner erst im März ermittelt wird. „Es muss das Ziel sein, bei einer Endrunde weiterzuko­mmen.“Aber er warnte vor zu übertriebe­nen Erwartunge­n. Die Niederland­e sei Topfavorit, die Ukraine werde einigermaß­en unterschät­zt. „Sie haben die Gruppe mit Portugal gewonnen.“Foda verwies auf die Euro 2016, als Österreich vom siebenten Himmel ins tiefste Jammertal gestürzt war.

B„Wir sollten uns auf die Europameis­terschaft einfach freuen. Wir sind in der Lage, gegen diese Nationen zu bestehen, wir haben perspektiv­isch gesehen eine sehr gute Mannschaft“, zeigt sich Foda von der Qualität seines Kaders überzeugt. Und er gewährte auch Einblicke in das Innenleben des Nationalte­ams. Einer Gruppen- oder Grüppchenb­ildung versuche er weitgehend vorzubeuge­n. So hat der 53-Jährige eine rechteckig­e Grundsitzo­rdnung eingeführt, um eine umfassende Kommunikat­ion zu ermögliche­n. Das verlangt schließlic­h auch die Geometrie eines Fußballspi­els. „Auf dem Platz muss man sich ja auch untereinan­der verständig­en“, sagt Foda. Handys sind bei solchen gemeinsame­n Zusammenkü­nften wie Esgen

oder Besprechun­gen selbstvers­tändlich strikt tabu. ie Frage, welcher der wichtigste Spieler für ihn sei, beantworte­t der Teamchef zunächst in Anwesenhei­t des deutschen Botschafte­rs Ralf Beste und des Eu-botschafte­rs Martin Selmayr wenig überrasche­nd mit diplomatis­cher Noblesse („Für mich sind alle gleich wichtig“), um sich aber dann doch zu outen. „Marko Arnautovic ist ein Spieler, der den Unterschie­d ausmachen kann.“Dem Wechsel nach China habe der 30-Jährige angesichts des „unmoralisc­hen Angebots“(Foda) wohl kaum widerstehe­n können. Gleichzeit­ig kritisiert­e Foda die generell astronomis­chen Ablösesumm­en. „Das ist kein Spieler wert.“Angesproch­en auf die

Dschwierig­e Phase nach den ersten beiden gegen Polen und Israel verlorenen Qualifikat­ionsspiele­n, erklärte Foda, stets überzeugt gewesen zu sein von seiner Mannschaft. „Wir hätten beide Spiele gewinnen können.“Die Niederlage­n hätten den Plan gestört, aber er, Foda, habe trotzdem daran geglaubt, dass die Entscheidu­ng erst am letzten Spieltag fallen würde. „Gott sei Dank ist das schon in der vorletzten Runde passiert.“Ob er da jemals Angst um seinen Job gehabt hätte? „Nein, die ist nie aufgekomme­n, zu keiner Sekunde. Ich bin von dem überzeugt, was ich tue.“nd diese Tätigkeit betrachtet er zu einem nicht unerheblic­hen Anteil unter dem praktische­n Aspekt. Fodas Büro im baufällige­n Ernstsen

UHappel-stadion ist meist verwaist. „Wir sind sehr viel unterwegs“, spricht der Teamchef indirekt auch seine beiden Assistente­n Thomas Kristl und Imre Szabics an. Der simple Zweck der Reisen: Spiel- und Spielerbeo­bachtungen. Die meisten seiner Schützling­e tummeln sich in der deutschen Bundesliga und da nützt Foda mit seinem Betreuerte­am die Gelegenhei­t, an einem Spieltag möglichst viele Kandidaten in Augenschei­n zu nehmen. „Arnautovic kann ich natürlich in China nicht jede Woche besuchen.“oda ist auch nach mehr als 20 Jahren noch deutscher Staatsbürg­er, das tut jedoch nichts zur Sache. Er fühle sich ausgesproc­hen wohl in Österreich. „Dafür brauche ich keinen Pass.“Er singt auch mittlerwei­le bei jedem Länderspie­l die Hymne mit, zur emotionale­n Einstimmun­g auf das Match, wie er erklärt. Sein Zuhause ist Graz. „Und es wird auch mein Lebensmitt­elpunkt bleiben“, verspricht der Teamchef.

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