Kleine Zeitung Steiermark

Zur Person

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nicht klare moralische Aussagen geben muss, sondern dass man Grauzonen ausloten darf.

Der Film basiert auf Antonio Fians Roman „Das Polykrates-syndrom“. Kannten Sie das Buch davor?

Ehrlich gesagt kannte ich davor weder den Autor noch das Buch. Aber ich bin sehr froh über die Begegnung mit ihm. Er hat sogar selbst mitgespiel­t. Er sitzt in der Kneipe als stummer Dauergast in diesem Diner in Wien-donaustadt.

Der Film entstand zur Gänze in Wien. Wie war das Heimspiel?

Darum meinte ich ja, es ist ein Heimatfilm. Er eröffnet neue Wien-perspektiv­en. Wir drehten auf dem höchsten Kettenkaru­ssell der Welt im Prater, das zum Beispiel kannte ich nicht. Es war spannend: Ich wurde durch ein mir unbekannte­s Wien gewirbelt.

Sie kannten das berühmte Kettenkaru­ssell wirklich nicht?

Ich habe so ein dynamische­s Leben, dass ich mich mehr nach Wald als nach Karussell sehne.

Philipp Hochmair wurde 1973 in Wien geboren. Nach dem Reinhardt-seminar war er am Burgtheate­r und am Thalia Theater engagiert. Film & TV: „Vorstadtwe­iber“, „Die Vaterlosen“, „Der Glanz des Tages“, „Kater“, „Tiere“. Preise: Diagonale-schauspiel­preis 2017, Romy 2019.

viel Zeit im Wald, um meine Auftritte und Rollen zu verarbeite­n.

„Glück gehabt“war Ihr erster großer Film nach Ihrem umjubelten Einspringe­r als „Jedermann“.

Ja, und es war überhaupt der erste Film, bei dem ich in jeder Szene zu sehen bin. Diese Erfahrung, als Erster ans Set zu kommen und als Letzter zu gehen, und das über zwei Monate hindurch, hatte ich noch nie. Du gehst da in Arturs ausgelatsc­hten Schuhen und mit dieser Umhängetas­che in eine Welt hinein und bist ein anderer Mensch. Daneben ist nichts anderes möglich: kein Rockkonzer­t, kein Theaterstü­ck. Du bist nur in dieser Rolle.

Bei unserem letzten Interview, kurze Zeit nach dem Sommer in Salzburg, haben Sie gesagt, dass Sie am Domplatz wieder zum Theatersch­auspieler geworden seien. Reizt Sie denn das Burgtheate­r unter Martin Kusej?

Es war immer mein Traum, nach 25 Jahren exzessivem Theaterspi­elen in den Film einzutauch­en. Ich spiele am Burgtheate­r weiterhin einmal pro Monat „Jedermann reloaded“mit meiner Band „Die Elektrohan­d Gottes“, das ist meine Familie, meine Räuberband­e, und die Arbeit hält meinen Theaterspi­eltrieb frisch.

Themenwech­sel: Gibt es Dinge in Ihrem Leben, wo Ihnen das Glück verwehrt geblieben sind?

Könnte ich jetzt so nicht sagen. Ich hätte gerne einmal einen Hund, einen schönen weinroten Labrador, aber das ist jetzt leider nicht möglich.

Finden Sie, dass wir in Österreich unser Glück verschmähe­n?

Leider ja, das ist eine sehr traurige Situation. Der Rechtsruck, geboren aus dem Irrsinn und der Angst, etwas zu verlieren. Was völlig sinnlos ist. Wenn man ein bisschen in der Welt herumkommt und erkennen darf, was wir hier an Stabilität und Luxus haben, dann ist das beschämend.

 ?? LUNA FILM ?? Philipp Hochmair in der schwarzen Komödie über Lebens- und Liebeslüge­n, ab Freitag im Kino
LUNA FILM Philipp Hochmair in der schwarzen Komödie über Lebens- und Liebeslüge­n, ab Freitag im Kino

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