Von einem
Produkte selbst scannen und gleich per App bezahlen: Billa prescht in Wien mit „Scan & Go“vor – die Technologie liefert ein steirisches Start-up.
Die neue Billa-filiale im Bürokomplex Euro Plaza in Wien-meidling lässt tief in die Zukunft des Einzelhandels blicken. Dafür federführend verantwortlich zeichnet die erstmalige Möglichkeit, Einkäufe per Handy selbst zu registrieren und zu bezahlen. Eine herkömmliche Kassa braucht es in Meidling nicht mehr.
„Zeit ist heute das knappste Gut“, lässt Billa-vorstandssprecher Robert Nagele wissen. Deswegen setzte man in der Filiale auf eine Technologie, die Anstellen an Kassen ebenso obsolet mache wie das Ein- und Ausräumen von Einkäufen. Wie das in der Praxis funktioniert? Nun, zunächst einmal muss man sich die „Billa Scan & Go“-app aufs Handy laden. Danach Produkte aus dem Regal holen, deren Strichcode mit der Handykamera scannen, Einkauf bestätigen, per hinterlegter Kreditkarte bezahlen und am Ende des Einkaufs an einem eigenen Terminal per Qr-code „auschecken“.
Ob die Technologie nicht einfach ein deutlicher Schritt zur komplett kassalosen Filiale ist? Bei Billa verneint man. Man wolle „Scan & Go“ergänzend anbieten und erst ausrollen, wenn die Rückmeldungen der Kundschaft dementsprechend seien. Auch eine Jö-mitgliedschaft – Sie erinnern sich an das von Datenschützern sehr kritisch beäugte Kundenprogramm – braucht es nicht. Eingesetzt wird „Scan & Go“vorerst bei kleineren Einkäufen, maximal zehn Produkte lässt Billa auf einmal per App kaufen.
„Wir wollen Funktionen, die man aus dem E-commerce kennt, in den stationären Handel bringen“, erzählt Florian Becker im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. Becker ist einer der drei Gründer des Grazer Start-ups Wirecube, das technologisch hinter „Scan & Go“steht.
Wirecube wurde 2015 gegründet, bietet zahlreiche Softwaredienstleistungen an und entwickelte mit Shopreme ein kräftiges, modular einsetzbares „Indoor Navigation Tool“für den Einzel- und Großhandel. Billa ist dabei nur einer der ersten größeren Kunden, die auf die Technologie zurückgreifen. Bald sollen ein großer Flughafen, eine Elektronikkette und ein Möbelhändler folgen. Zurzeit beschäftigt das Start-up zwölf Mitarbeiter, in den „nächsten 2, 3 Jahren“(Becker) will man stark expandieren und quer durch Europa einen großen Fußabdruck hinterlassen.