Herr Professor, Sie haben da eine Perle!
wird. „Eva ist bei ihrer Aussage geblieben und hat sich in der Diskussion dann durchgesetzt.“Und die Aufstellung mit guten Ergebnissen gerechtfertigt. Da kannte Ragger die Kärntnerin schon lange. Die erste gemeinsame Erinnerung ist von einem gemeinsamen Flug zur Nachwuchs-weltmeisterschaft 1996. Ragger war 8, Moser 14 Jahre alt. Die 14-Jährige brachte dem 8Jährigen bei, „blind“– also ohne Brett – Schach zu spielen. „Ich weiß nicht mehr, wie gut sie es mir erklärt hat. Aber ich kann mich noch daran erinnern.“benfalls 1996 hat die damals 14-Jährige ESV Admira Villach zum Klassenerhalt in der Bundesliga verholfen. „Wir wollten uns verstärken und haben von einem talentierten Mädchen aus Spittal gehört“, erinnert sich Robert Perhinig, der damals für Villach auf dem ersten Brett spielte. „Eva hat so viel positive Energie reingebracht. Sie hat uns damit angesteckt und einfach mitgerissen.“Obwohl die Villacher auf jedem einzelnen Brett am schwächsten besetzt waren, gelang der Klassenerhalt – mit Moser auf dem dritten Brett.
Es ist nicht ihr größter Erfolg in der Bundesliga Österreichs. Mit Styria Graz wurde sie 2006 Meister in Österreich – bis heu
EWeltklasse-großmeister Wolfgang Uhlmann zu Kurt Jungwirth, nachdem er einige Zeit mit der damals 10-jährigen Eva Moser ihre Partien
analysiert hat als einzige Frau. „Wie viel Kraft und Energie sie am Brett in ihrem Körper hatte, war beeindruckend“, erzählt Perhinig. Bei einem gemeinsamen Turnier in Deutschland sei das für ihn am deutlichsten zu erkennen gewesen. Neun Runden in fünf Tagen galt es zu spielen „und sie hat jede einzelne Partie bis zum bitteren Ende ausgefochten“. Schnelles Remis gab es keines. „Fünf Stunden Partie, ein schneller Toast und auf zu den nächsten fünf Stunden“, erzählt Perhinig.
Selbst als sie bereits mit Abstand die beste Frau in der österreichischen Schachszene war, von oben herab hat sie keinen Spieler betrachtet. Die Tatsache, die Beste zu sein, hat ihr große Möglichkeiten eingeräumt. „Sie hat es geliebt, nicht zu sehr von der Theorie abhängig zu sein“, sagt Schachinger.
Bei einer Staatsmeisterschaft der Frauen zog die Kärntnerin einmal zuerst den Bauern auf e3, dann jenen auf f4 und als dritten Zug jenen auf a 3 – und präsentierte danach stolz die efa-eröffnung. „Ich weiß nicht, ob das der Plan war, oder ob ihr das passiert ist“, lacht Ragger.
Ebenfalls bei einer Staatsmeisterschaft der Frauen traf Moser auf Christina Ragger (geb. Kopinits). Moser, leidenschaftliche Tarockierin, forderte ihre Konkurrentin am Abend vor dem Schachduell zu einer Kartenpartie auf. Christina Ragger zog es vor, sich auf das Schach zu konzentrieren und auszuruhen – und sollte das am nächsten Tag teuer bezahlen. „Hätten wir tarockiert, hätte ich mich nicht so gut vorbereitet“, meinte Moser. ie Scheu, sich mit älteren Herren auf Augenhöhe über Schach zu unterhalten, hat Moser früh abgelegt. Kurt Jungwirth, lange Jahre Ösb-präsident, erinnert sich an ein Turnier in der Steiermark, an dem Moser teilnahm. Und bei dem der damalige Weltklasse-spieler Wolfgang Uhlmann eine Simultanvorstellung gab. Uhlmann hat sich dann auch noch die Partien der Kinder angesehen. Jungwirth hat den Deutschen aus den Augen verte
Dloren. „Auf einmal sitzt er da und diskutiert mit einem kleinen Mädchen ganz angeregt“, erzählt Jungwirth. Moser sei „maximal zehn Jahre alt“gewesen. „Sie haben da eine Perle“, soll Uhlmann geschwärmt haben. Später einmal soll Jungwirth gemeinsam mit Moser Schachinteressierten das Spiel nähergebracht haben. Jungwirth zitierte Bobby Fischer: „Du musst deinen Gegner töten wollen.“Moser hat vehement widersprochen. „Ich nicht! Ich will eine schöne Partie spielen.“Ein starker ästhetischer Sinn hat ihr Schachspiel geprägt. „Es war ihr wichtig, zu gewinnen. Aber noch wichtiger war ihr, wie sie gewinnt“, beschreibt Jungwirth. Ragger: „Sie wollte stets Besonderes kreieren.“So kreativ und angriffslustig Moser am Schachbrett war, so zurückhaltend und ruhig war sie abseits des Brettes. Öffentliche Auftritte und Ehrungen waren ihr lästig. „Muss das denn sein?“, habe sie immer gesagt. Im März 2015 spielte Moser zuletzt in der Bundesliga, zog sich danach aus gesundheitlichen Gründen aus dem Wettkampfschach zurück. Mosers Weggefährten sind sich einig: So sehr ihre Partien seit damals fehlen, so sehr fehlt ihre positive und fröhliche Art seit März.