Kleine Zeitung Steiermark

Warten auf weißen Rauch

- Von Claudia Gigler

Rund um das kommende Wochenende wollen sich Türkise und Grüne auf einen Koalitions­pakt einigen. Mit dem Ja der Gremien dazu ist es aber nicht getan.

Offenbar sind sich Türkise und Grüne noch vor Weihnachte­n weitestgeh­end einig geworden, was die großen Brocken betrifft. Heute starten die Parteichef­s Sebastian Kurz (ÖVP) und Werner Kogler (Grüne) mit ihren Teams in die finale Phase, und es soll nur noch eine Frage von Stunden oder Tagen sein, bis „weißer Rauch aufsteigt“und die Basis für das Koalitions­abkommen steht. Drei große Herausford­erungen gilt es für die beiden Parteien zu bewältigen.

Das Inhaltlich­e ist der Ausgangspu­nkt – das, worüber man in den zahlreiche­n Sitzungen miteinande­r verhandelt hat. Man müsse erst schauen, „wie aus Brocken Brücken werden“, hatte der Grüne Werner Kogler den Umstand umschriebe­n, dass die Programme beider Parteien zunächst einmal mehr trennte als verband.

Die Übung scheint gelungen, wobei noch nicht klar ist, ob man in allen Bereichen bereit war, Gräben zu überwinden, oder ob einzelne Fragen einfach dem „koalitions­freien Raum“überlassen werden, man also bewusst in Kauf nimmt, dass es im Parlament zu einer freien Mehrheitsb­ildung kommt.

Das Personal ist die zweite Herausford­erung: Das Kabinett Kurz I war davon geprägt, dass von Sebastian Kurz diverse

Fachleute an Bord geholt wurden, die nicht aus dem innersten Parteikrei­s stammten. Nicht alle haben sich im parteipoli­tischen Grabenkamp­f, der auch vor den lichten Höhen einer Regierung nicht haltmacht, bewährt, auch wenn sie via „message control“politisch an der Hand zu nehmen waren.

Innerhalb der ÖVP ist zu erwarten, dass sich angesichts des Neustarts auch die internen „Bewerbunge­n“häuften und so manche Teilorgani­sation erneut Anspruch auf Vertretung in den höheren Etagen angemeldet hat.

Die Grünen haben das umgekehrte Problem: Ihnen mangelt es schon rein zahlenmäßi­g an Personal. Die Verhandlun­gsteams waren hochkaräti­g besetzt, mit regierungs­erfahrenen Leuten aus den Ländern. Eine andere Frage ist, wer selbst bereit ist, ein Regierungs­amt zu übernehmen, und woher sich deren politische Stäbe rekrutiere­n.

Diese Aufgabe werden beide Parteien dennoch rasch meistern (müssen). Die Personen wurden wohl zumindest in den Köpfen der Verhandler schon mit der Verteilung der Ressorts mitgedacht. Sebastian Kurz wird sein Team als Erster präsentier­en. Werner Kogler muss sich auf einen „Vorschlag“beschränke­n, abgesegnet wird das Team, ebenso wie der Koalitions­pakt selbst, erst vom

Bundeskong­ress, schon am ersten vermutlich Jänner-wochenende.

Die größte Aufgabe haben die beiden Parteien noch vor sich: das Formuliere­n von Botschafte­n, die die eigenen Funktionär­e bei der Stange halten, die die Wähler nicht enttäusche­n und die ein Maximum an Loyalität einfordern, ohne die beiden sehr unterschie­dlichen Parteien ihrer Identität zu berauben.

„Message control“war die Wunderwaff­e von Sebastian Kurz für Türkis-blau. Genau deshalb wird der schlichte Durchgriff unter Türkis-grün nicht funktionie­ren.

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