Fünf Stunden unter Lawine überlebt
„Weihnachtswunder“: 26-Jähriger am Christtag am Pleschnitzzinken verschüttet. Bergrettung und Alpinpolizei fanden ihn am
Abend – fast unverletzt.
Minuten – so lange überlebt ein Verschütteter im Schnitt unter einer Lawine. Nach einer halben Stunde sind bereits 70 Prozent der Betroffenen tot, nach zwei Stunden beträgt die Überlebenschance nur noch drei Prozent. Mehr als doppelt so lange, nämlich fünf Stunden, lag ein 26-jähriger Liezener am Christtag in den Schladminger Tauern unter einer Lawine – und überlebte.
„Die Eltern und ein Freund haben gegen 17 Uhr Alarm geschlagen“, erzählt Stefan Traninger von der Polizei Schladming. Der junge Mann war gegen Mittag mit seinen Tourensuchgerät
zum Pleschnitzzinken aufgestiegen, aber nicht wiedergekehrt. 22 Mann der Alpinpolizei und der Bergrettung Gröbming samt Lawinenhundestaffel starteten sofort eine Suchaktion. Um so schnell wie möglich zum Unglücksort zu kommen, setzte die Galsterbergbahn nochmals die Gondeln und die Pistengeräte in Betrieb. „Der Hubschrauber konnte nicht eingesetzt werden, da die Verhältnisse zu schlecht waren.“
Es war bereits dunkel und den Tag über waren auf den Bergen 50 Zentimeter Neuschnee gefallen. Entsprechend fordernd war die Suche für die Retter: „Wir mussten teilweise hüfttief spuren“, berichtet Christian Pie
von der Bergrettung Gröbming. Zudem herrschte Lawinenwarnstufe 4. Die Mannschaft teilte sich auf jene drei Gebiete auf, in denen der Vermisste vermutet wurde. Kurze Zeit später stieß ein Trupp auf einen Lawinenkegel und konnte den Ennstaler tatsächlich mit dem Lawinenverschüttetenskiern
orten. Sein Kopf lag einen halben Meter unter der Oberfläche, sein Körper einen Meter. Bergretter Pieberl: „Eine Hand des jungen Mannes hat aus den Schneemassen herausgeschaut, das dürfte ihm das Leben gerettet haben.“Zusammen mit der Atemhöhle vor Nase und Mund dürfte diese Verbinberl
dung für ständige Frischluftzufuhr gesorgt und den jungen Mann vor dem Ersticken bewahrt haben. „Wir haben den Verschütteten sofort ausgegraben. Er war nur leicht verletzt und unterkühlt.“Schnee habe tagsüber eine dämmende Wirkung – in der Nacht wäre das Opfer vermutlich erfroren.
Noch an Ort und Stelle übernahm der Notarzt die Erstversorgung, dann wurde der Geborgene mit dem Pistengerät ins Tal gebracht und ins Diakonissenspital Schladming überstellt. Traninger: „Der Bergrettung gebührt für diesen Einsatz ein großes Lob.“
Der 26-Jährige konnte gestern noch heim. „Er hat tausend Schutzengel gehabt“, so Bürgermeisterin Roswitha Glashüttner. „Die Familie und alle, die ihn kennen, sind heilfroh, dass alles gut ausgegangen ist.“
Für die Bergrettung ist es ein „Weihnachtswunder“: Der 26Jährige hat die fünf Stunden unter der Lawine fast unverletzt überlebt – „so etwas kommt nur alle 20 Jahre einmal vor“.