„Die Kuh ist nicht der Klimakiller, der Mensch ist es“
Anita Idel kritisiert, dass viel mehr an der Landwirtschaft verdient werde als mit ihr. Die Agrarexpertin tourte zuletzt durch die Steiermark, um auf eine Schieflage
in unserem Ernährungssystem aufmerksam zu machen.
Positiv ist, dass die EU für den Agrarsektor weiterhin einen großen Batzen Geld bereithält. Es ist aber weitgehend ein Erfolg der Lobbyarbeit der Falschen. Weiterhin würde viel mehr an der Landwirtschaft als mit der Landwirtschaft verdient. Da sind wir wieder beim Reparieren statt bei der Ursachenbekämpfung.
Die EU will aber Milliarden in die Bekämpfung des Klimawandels stecken: Stichwort Green Deal.
Da wird enorm viel Geld fließen. Aber hauptsächlich in technische Antworten und gerade nicht in biologische Antworten. Das Potenzial der ökologischen Landwirtschaft zur Bekämpfung der Klimakrise ist enorm.
Es heißt, die Landwirtschaft ist erstes Opfer des Klimawandels, soll aber auch Teil der Lösung sein.
Landwirtschaft muss Teil der Lösung werden! Dennoch: Ihre primäre Aufgabe ist nicht, das Klima zu entlasten. Sondern: zu ernähren und dafür Ressourcen, von Bodenfruchtbarkeit über biologische Vielfalt bis Gewässerqualität, dauerhaft zu erhalten und zu fördern. Das entlastet automatisch die Atmosphäre.
Mit der Klimawandel-debatte ist die Kuh am Pranger gelandet. Ihr Buch titeln Sie: „Die Kuh ist kein Klima-killer“.
Tierärztin und Agrarwissenschaftlerin
Was kann die Kuh zu ihrer Verteidigung anführen?
Naheliegend war: Die Kuh rülpst Methan, richtig. Methan ist ein Klimagas, richtig. Dann kommt der erste Kurzschluss, dass ein Klimagas automatisch böse ist. Und dann der nächste Kurzschluss: Wenn die Kuh Methan rülpst, ist sie ein Klimakiller. Aber nicht die Kuh ist der Klimakiller, sondern der Mensch.
Inwiefern?
Der Mensch entscheidet über das Agrarsystem. Wenn die Forschungsfrage lautet: Wie wird pro Kilo Fleisch oder Milch die gerülpste Menge Methan verringert, kann der Schluss nur lauten: runter von der Weide, rein in den Stall und so viel Kraftfutter wie möglich. Verantwortbare Wissenschaft muss hingegen systemisch fragen: Wo kommt das Kraftfutter her? Von Wiesen oder (Regen-)wäldern, die zu Acker werden. So wird die Kuh
Prozent weniger Milchviehhalter im Vergleich zum Eu-beitritt 1995 gibt es aktuell in der Steiermark (4800). Bei den Schweinehaltern ging die Zahl um 81 Prozent auf knapp 6000 zurück. Die Betriebe, die geblieben sind, wurden jedoch meist deutlich größer.
Eine Reise durch die steirische Volkskultur